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Der jetzt abklingende Autoboom sorgte nicht nur für gute Geschäfte, sondern auch für zähe Staus (Foto: ld/.rufo)
Der jetzt abklingende Autoboom sorgte nicht nur für gute Geschäfte, sondern auch für zähe Staus (Foto: ld/.rufo)
Donnerstag, 15.01.2009

Russischer Automarkt: 2008 noch plus 16 Prozent

Moskau. Russlands Automarkt boomte 2008 wie verrückt – bis zum Zusammenbruch im Herbst. Die ausländischen Marken erhöhten ihre Verkäufe dennoch um mehr als ein Viertel. Doch nun geht es wieder steil abwärts.

Als im Frühsommer nur vom Boom und noch nicht von einer globalen Wirtschaftskrise die Rede war, überrundete Russland Deutschland vorübergehend als größter Neuwagenmarkt Europas. Wegen des Einbruchs im Herbst blieb Russland im Jahresergebnis dann doch auf Platz 2: Verkauft wurden hier 2,77 Mio. neue Pkw – gegenüber 3,09 Mio. in Deutschland.

Schlägt man – wie einige Statistiken – allerdings noch die ca. 400.000 gebraucht importierten Fahrzeuge hinzu, erreichte Russland durchaus den Titel des „größten Automarktes Europas“.

Stürmisches Wachstum gegenüber Flaute im Westen


In jedem Fall ist (besser: war) die Dynamik des russischen Marktes eine ganz andere als die Westeuropas: Die Verkäufe der ausländischen Marken stiegen um 26 Prozent, meldet jetzt der Wirtschaftsverband AEB. Unter Berücksichtigung der eher stagnierenden einheimischen Marken Lada, GAZ und UAZ waren es auch noch plus 16 Prozent.

In Deutschland lag die Jahresbilanz hingegen um 2 Prozent, in Westeuropa (alle EU- und EFTA-Staaten zusammen) sogar um 8,4 Prozent niedriger als im 2007.

Marktführer in Russland ist nach wie vor mit großem Abstand die lokale Billig-Marke Lada: Avtovaz konnte 2008 über seinen Vertrieb 622.000 Autos absetzen – soviel wie die drei nächstplatzierten Marken Chevrolet (235.000), Hyundai (193.000) und Toyota (190.000) zusammen. Auf Platz 5 folgt Ford mit 187.000 Verkäufen.

Bei Russland-Aktuell
• Russland im Jahresrückblick: Das war 2008 (31.12.2008)
• Torf und Krise: Suzuki-Werk lässt auf sich warten (30.12.2008)
• Krise: Vollbremsung auf dem russischen Automarkt (22.12.2008)
• Krise, welche Krise? Medwedew eröffnet GM-Werk (09.11.2008)
• Boom: Auf Russlands Automarkt purzeln die Rekorde (20.02.2008)

Die erfolgreichsten Marken kommen aus Fernost


Die GM-Marke Chevrolet verdankt ihren Vorsprung als gefragteste „Inomarka“ allerdings exakt den Verkaufszahlen des einst in Russland von Avtovaz entwickelten und in Togliatti gebauten Chevrolet Niva. Ohne den außerhalb der GUS-Staaten nicht erhältlichen „Chniva“ wäre die Weltmarke mit ihren sonstigen in Korea, der Ukraine, Russland und (geringfügig) in den USA gefertigten Autos in Russland genau zwischen Toyota und Ford gelandet.

Den stärksten Zuwachs mit 131 Prozent gegenüber dem Vorjahr erzielte Honda – obwohl das japanische Unternehmen bis heute kein Fertigungswerk in Russland betreibt oder plant. Prächtig lief das Russland-Geschäft 2008 auch für Fiat (+118%), Peugeot (+93%) und Skoda (+84%).

Die poulärsten Autos bei den Russen - jenseits von Lada


Die vier gefragtesten Automodelle unter den „Inomarki“ waren Produkte, die nur bedingt ausländisch sind – weil sie kostengünstiger in russischen Fabriken gebaut werden: Der Ford Focus verteidigte seine Führungsposition mit 93.500 Verkäufen (+7 %) noch gegen den Newcomer Chevrolet Lacetti (81.700, +68%), dessen Fertigung in Kaliningrad erst gegen Ende des Jahres begonnen hatte.

Auf den nächsten Plätzen liegen mit dem Renault Logan und dem Hyundai Accent betont günstige Autos, erst danach kommt mit dem Toyota Corolla das erste echte Import-Auto im Rating.

Dezember: Eine leichte Delle im Abschwung


Die im schönsten Aufschwung von der Krise schwer getroffenen russischen Autohändler vermerkten im Dezember einen leichten Silberstreifen am Horizont: Das Monatsergebnis lag „nur“ um 10 Prozent niedriger als im Vorjahr – nachdem der November einen Rückgang um 15 Prozent beschert hatte.

Allerdings wird dies zu einem Gutteil daran gelegen haben, dass viele Autokäufer noch vor der für den 12. Januar angesetzten Erhöhung der Importzölle um 5 Prozent sich ihr Wunsch-Auto anschaffen wollten.

Katzenjammer angesichts der Schrumpfung


Im Weiteren dürfte es angesichts der Wirtschaftskrise und der Rubel-Schwäche auf dem russischen Automarkt vorerst nur noch steil abwärts gehen. Das Minus dürfte etwa ein Drittel betragen und den Markt auf knapp über 2 Mio. Verkäufe einschrumpfen, so Expertenschätzungen.

Viele Autohändler stehen jetzt vor dem Bankrott, weil sie gerade in große neue Service-Center investiert hatten.

Verschärfend kommt hinzu, dass die Russen beim Autokauf deutlich sparen werden: Statt 22.350 Dollar (ca. 17.000 Euro) wird der durchschnittliche erworbene Neuwagen nur noch 20.000, wenn nicht gar 18.000 Dollar kosten.



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