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Das Klubemblem weist pfeilgerade Richtung Erfolg. Foto: fontanka.ru
Das Klubemblem weist pfeilgerade Richtung Erfolg. Foto: fontanka.ru
Montag, 14.09.2009
Aktualisiert 10.01.2009 20:47

In Petersburg steht der Fußball immer im Zenit

St. Petersburg. Das liegt nicht nur daran, dass der „Sport Nr. 1“ auch an der Newa sehr beliebt ist. Die Wahrheit ist simpler: Der lokale Verein trägt diesen romantischen Namen. Im "Zenit" ist Zenit aber spätestens seit der Meisterschaft 2007 und dem Gewinn des UEFA-Pokals und des Supercups 2008. Aktuelles aus dem Vereinsleben finden Sie weiter unten auf dieser Seite.

Aktuelles aus der ganzen russischen Fussballszene und Fussball-Meldungen rechts.

Ein Zenit-Porträt hier:

1925 als Werksverein der Leningrader Metallwerke gegründet, hatte der Klub bis 1940 die schön-schaurige Bezeichnung „Stalinez“ inne. Der FC Zenit wird heute von vielen Petersburgern schier vergöttert, was zum Teil daran liegen mag, dass er der einzige große Fußballverein der Stadt ist.

Ohne Übertreibung lässt er sich in die Reihe der Symbole der Stadt einordnen – neben Eremitage, Ehernem Reiter und dem Schiff auf der Spitze des Turms der Admiralität. Letztgenanntes ist wiederum Teil des Klub-Emblems.

Seine munteren Blautöne hat sich Zenit ganz sicher von der Newa abgeguckt. Foto: Rufo
Seine munteren Blautöne hat sich Zenit ganz sicher von der Newa abgeguckt. Foto: Rufo
Petersburgisch, wie es sich gehört, sind auch die dunkelblau-weiß-hellblauen Farben des Vereins. Es sind die Farben der Newa, des Anstrichs der barocken Architekturmeisterwerke wie etwa der Smolny- und der Nikolaus-Kathedrale, und des zart-pastellenen Himmels an einem sonnigen Tag.

Niemandem würde auch nur im Traum einfallen, die Zenit-Kicker in rote Trikots zu stecken, wie es z. B. der ebenfalls blau-maritime HSV tut. Außer Weiß und Blau in allen Abstufungen kommt keine Komponente der Farbpalette auch nur in die Nähe der Klubausrüstung.

Geboren, um Moskau zu schlagen


Rot wirkt auf Petersburg wie das berühmte Tuch auf den Stier, denn es ist die Farbe des ärgsten „Feindes“, und der hat nur einen Namen – Moskau! Diese Tatsache gehört zu den Grundelementen der Existenz dieser Stadt, die ja historisch als Gegenkonzeption zur traditionellen Hauptstadt entstanden war.

Darüber könnte man viel sagen, doch bleiben wir beim Fußball, um den die Konkurrenz der beiden Städte natürlich keinen Bogen macht. Im Gegenteil – im Fußball spiegelt sich das Gegeneinander von Moskau und St. Petersburg sogar ganz lupenrein wider.

Auf allen Gebieten des Lebens hat Moskau in Russland die Nase vorn, so auch beim professionellen Balltreten. Schlimmer noch als in der vom Zentralismus bestimmten englischen Premier League liefern die „rote“ Hauptstadt und ihre Umgebung der russischen Premierliga sage und schreibe sieben Vereine (von sechzehn!). Aus der blauen nördlichen Metropole kommt allein Zenit und versucht, die Moskauer Hegemonie zu durchbrechen.

An Sevilla biss sich Zenit im UEFA-Pokal die Zähne aus. Foto: newsru.com
An Sevilla biss sich Zenit im UEFA-Pokal die Zähne aus. Foto: newsru.com
Gelungen ist dies bis jetzt nur selten – ein Mal konnte Zenit den Landespokal der UdSSR holen (erstaunlicherweise war das 1944, als Leningrad sich gerade erst von der Belagerung befreit hatte), ein Mal die Meisterschaft (1984). Und dann aber die Meisterschaft 2007!

In jüngerer Zeit reichte es 1999 zum Landespokal, 2003 wurde die Vizemeisterschaft errungen. 2006 machten die Blauweißblauen Furore in Europa, als sie bis ins Viertelfinale des UEFA-Pokals vordrangen und sich dort dem künftigen Cupgewinner Sevilla geschlagen geben mussten.

Im vorletzten Jahr erreichte Zenit das, was lange als unmöglich erschien - die russische Meisterschaft! Nach 23 Jahren Pause war Zenit wieder ganz oben und hatte Spartak auf den zweiten Platz verwiesen. Das sicherte einen Platz in der Champions League 2008.

Aber es kommt noch besser: Nach einem mehr als zähen Start gelang den Petersburgern in der Saison 2007/2008 der Durchmarsch im UEFA-Pokal. Bayer Leverkusen wurde auswärts furios mit 4:1 in die Wüste geschickt, und vom Halbfinale gegen die „gefährlichen Bayern“ zuhause spricht bis heute jedes Kind. 4:0!!! Ganz Petersburg war schier aus dem Häuschen!

Pan Petrzela und der kleine General


An dieser Stelle kann ein kleiner Exkurs in die Geschichte nicht schaden: Die Tendenz der letzten Jahre geht klar nach oben und hat Zenits Popularität ungeheuer in die Höhe schießen lassen. Die Grundlagen zum Erfolg hatte der (inzwischen leider verstorbene) Trainer Juri Morosow gelegt. 2003 wurde er von dem Tschechen Vlastimil Petrzela abgelöst, der Zenit prompt zur Silbermedaille führte.

Der exzentrische, elegante Pan Petrzela gewann mit seiner offenen, ehrlichen Art die Herzen der Zenit-Anhänger, die ihm sogar sein so gut wie unverständliches Russisch verziehen. Petrzela verpasste der Mannschaft (erneut) einen schnellen, abwechslungsreichen, offensiven Fußballstil.

Nach drei Jahren war sein Potential jedoch so gut wie erschöpft. Zudem hatte Zenit mit dem omnipotenten Gazprom-Konzern eine neue Führung bekommen, die für den ganz großen Sprung nach vorn eine internationale Trainergröße an die Newa holen wollte.

Dick Advocaat ist bekannt für seine Fähigkeit, mittlere Mannschaften auf Vordermann zu bringen. Foto: prosports.ru
Dick Advocaat ist bekannt für seine Fähigkeit, mittlere Mannschaften auf Vordermann zu bringen. Foto: prosports.ru
Die kam nach Ende der WM in Deutschland in der Person von Dick Advocaat. Der bullige holländische Coach mit dem Spitznamen „Kleiner General“ brachte Zenit nach dem monatelangen Chaos um Führungs- und Trainerwechsel erstaunlich schnell wieder auf Vordermann. Der vierte Platz zum Abschluss der Saison 2006 ermöglichte nach einjähriger Pause erneut die Teilnahme auf europäischer Ebene.

In der Vorrunde wurde ViOn klar und Standard Liege mit einiger Mühe besiegt. In der Gruppenphase des UEFA-Pokals gab es ein dünnes 1:1 gegen AZ Alkmaar, ein erkämpfter Sieg gegen Larissa folgte; gegen Nürnberg hätte Zenit siegen müssen (Endergebnis 2:2). Everton hatte Glück, dass der Schiedsrichter auf seiner Seite war - 0:1 gegen Zenit.

Wie schon 2005, hing Zenits Weiterkommen ab von den Ergebnissen der Gruppengegner. Und hier zeigte Everton Charakter und besiegte Az mit 3:2. Was keiner hier in Petersburg erwartet hätte, und umso größer war die Freude.

Damit kam Zenit vom dritten Gruppenplatz weiter in die Zwischenrunde. Dann ging es gegen Villarreal und Marseille. Und so weiter... Am Schluss stand der heiß ersehnte Pott gegen die Glasgow Rangers und eine völlig außer Rand und Band geratene Stadt. Zenit hat Petersburg in den Fußballhimmel geschossen!

Den vorläufigen Schlusspunkt setzte die Mannschaft am 29. August, als sie mit 2:1 Manchester United im Superpokal besiegte. Wiederum war halb Petersburg auf den Beinen, um die "Helden" in Empfang zu nehmen.
Saison 2008 „in den Sand gesetzt“

Zenit opferte alle Kräfte dem erfolgreichen Auftreten im UEFA-Pokal und lag nicht falsch, denn der „Pott“ ist ja in Petersburg angekommen. Die Schattenseite des Erfolgs – in der Premierliga lief es holprig, nur mit Ach und Krach konnte zum Schluss Platz fünf gesichert werden.

Der verspricht die Teilnahme an der „Liga Europas“, wie der UEFA-Pokal ab nächster Saison heißen wird. Womit die Saison 2008 sich noch in den Köpfen der Fans abgesetzt hat – die „Seifenoper“ um Arschawin. Wechselt er oder wechselt er nicht? Bisher ist nichts klar, aber da er den Streik erklärt hat, sollte er nicht nach „Europa“ verkauft werden, wird es sicher spannend bleiben in der nächsten Zeit…

Ausflug in die Champions Laegue endet erneut im UEFA-Pokal

Zenits erste Teilnahme an der Champions League in der russischen (nicht sowjetischen!) Fußballgeschichte fiel durchwachsen aus. Die Vorstellungen gegen Juventus Turin auswärts und Real Madrid zuhause waren nicht schlecht, aber es fehlte die Erfahrung, sie zumindest zu einem Unentschieden zu führen.

Im Endeffekt nahm Zenit den dritten Gruppenplatz ein (hinter Juventus und Real und vor BATE Borissow) und sicherte sich das Weiterkommen im UEFA-Pokal. Als erster Gegner wurde der VFB Stuttgart gezogen. Am 18./19. Februar 2009 wird im Petrowski gespielt, am 26. Februar geht es auf Auswärtsfahrt.

Das neue Stadion ist im Bau



Derweil ist die neue Fußball-Arena anstelle des alten Kirow-Stadions auf der Krestowski-Insel im Bau. Das von dem (inzwischen verstorbenen) japanischen Baumeister Kisho Kurokawa für 62.167 Zuschauer konzipierte „Flugobjekt“ (es erinnert in der Anlage an das "Raumschiff Enterprise") wird Russlands erstes supermodernes und von einem ausländischen Stararchitekten erbautes Stadion sein.

Die Erdarbeiten sind so gut wie abgeschlossen. Da der Grund sehr weich und sumpfig ist (die neue Arena liegt in unmittelbarer Nähe zum Finnischen Meerbusen), müssen tausende Metallpfähle eingestampft werden.

Zenit versprach die Eröffnung der Arena zunächst zum Beginn der Fußballsaison 2009, aber inzwischen sind alle realistischer und prognostizieren den Anpfiff in der neuen Arena auf 2011.

Ein großes Problem werden die Anfahrtswege zum neuen Stadion. Es liegt weitab von einer Metroverbindung (von der Station "Krestowski Ostrow" sind es 40 Minuten Fußweg). Zufahrstwege für Autos gibt es bis jetzt kaum.

Stellen wir uns also ein auf eine oder zwei weitere Saisons im gewohnten Petrowski-Stadion. Wir Fans haben nichts dagegen, ist uns das alte, aber gemütliche Stadion doch längst fest ans Herz gewachsen und wir bleiben gerne noch ein paar Jahre länger am altbekannten und vertrauten Ort auf der Petrograder Seite.




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Sind bei jedem Heimspiel dabei: Die Fans von Zenit mit weiß-blauen Schals, Vereinsfahnen und kräftiger Gesangsstimme (Foto: eleven.ru)



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