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Sucht Russland eine neue Rolle in der Welt - mit Schiffen der "Mistral"-Klasse? (foto: naval-technology.com)
Sucht Russland eine neue Rolle in der Welt - mit Schiffen der "Mistral"-Klasse? (foto: naval-technology.com)
Donnerstag, 27.08.2009

Russland will in Frankreich ein Kriegsschiff kaufen

Moskau. Russlands Militärführung möchte in Frankreich ein hochmodernes Kriegsschiff der Mistral-Klasse kaufen – und dann in Lizenz für den Eigenbedarf nachbauen. Kritiker halten den Deal für rausgeschmissenes Geld.

„Wir führen Verhandlungen, um bis Jahresende zu einer Vereinbarung zu kommen, die den Erwerb und die Produktion von Mistral-Schiffen ermöglicht“ erklärte gestern während des Medwedew-Besuches in der Mongolei der russische Generalstabs-Chef Nikolaj Makarow.

Laut Makarow ist eine Serie von vier bis fünf Schiffen geplant. Wenn dem so ist, muss der russische Staat – ungeachtet aller krisenbedingten Sparmaßnahmen – tief in die Kasse greifen: Ein Mistral-Schiff kostet etwa 300 Millionen Euro, so der Rüstungsexperte Konstantin Makijenko. Der Lizenzbau im eigenen Lande würde dann pro Stück kaum billiger kommen - einzig die dafür mindestens fällige Euro-Milliarde bliebe dann im Lande.

Einkauf und Import statt Rüstungs-Eigenleistung


Sollte der Einkauf des Mehrzweck-Kampfschiffes in die Tat umgesetzt werden, wäre dies eine fundamentale Wende in der russischen Rüstungs- und Industriepolitik: Bisher legte man in Russland großen Wert darauf, alle Rüstungsgüter für den Bedarf der eigenen Streitkräfte selbst zu entwickeln und herzustellen.

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Allerdings gab es in jüngster Vergangenheit schon einen Präzedenzfall: Im Kaukasuskrieg beobachteten die russischen Militärs mit Neid, welchen hohen Nutzen die Georgier aus ihren in Israel eingekauften Aufklärungsdrohnen zogen. Da Russlands eigene unbemannte Flugkörper dagegen technologisch weit zurück sind, wurde offiziell beschlossen, in Israel auch einige solche Flugapparate einzukaufen.

Frankreich schickt ein Warenmuster nach St. Petersburg


Wie die Zeitung „Wedomosti“ berichtet, hat die französische Flotte gegenwärtig zwei der besonders für Lande- und Friedenstruppeneinsätze weitab der Heimathäfen geeigneten Schiffe im Dienst. Im November soll eines von ihnen zu einem Flottenbesuch in St. Petersburg einlaufen – offenbar als eine Art Ansichtsexemplar. Ein drittes Schiff ist bei der Werft DCNS in Bau und könnte an Russland verkauft werden, so die Zeitung.

Vergleichbare Schiffe hat die russische Flotte nicht aufzubieten: Die Mistral-Schiffe können je nach gestellter Aufgabe bis zu 900 Marineinfanteristen, 30 Hubschrauber oder 40 Panzer aufnehmen. Auch kann es Stabs-Funktionen übernehmen- und mit seinen Bordwaffen in Kämpfe eingreifen.

Wozu braucht Russland ein "Imperialisten-Schiff" für milde Breiten?


Makijenko bezeichnet die Mistral-Klasse als „Expeditionsschiff für ehemalige Kolonialmächte“, deren Anschaffung mit der russischen Militärstrategie nicht zusammenpasse. Der geplante Einkauf bei den Franzosen „zieht Ressourcen für die wirklich wichtigen Projekte ab. Und von seiner Konstruktion her ist das Schiff nur für warme Meere geeignet – in kalten Gewässern ist es nicht einsetzbar“.

Als Motiv für das Projekt sieht er „Prestige-Gründe“: Auf dem Schiff könne man gut „Paraden abnehmen und Admirale befördern. Außerdem kann man mit ihm nach Venezuela fahren“ – sagte er in Anspielung auf die für einiges Aufsehen sorgenden russischen Militärvisiten in dem südamerikanischen Land. „Ein nicht verständliches Geschäft, das Wort Korruption möchte ich jetzt nicht sagen“, so der Experte in einem Reuters-Interview.

Ein französischer Militärexperte erklärte gegenüber „Wedomosti“, dass als möglicher russischer Produktionsstandort für die Mistral-Klasse die „Nordwerft“ in St. Petersburg im Gespräch sei. Dieser Betrieb gehört zur Firmengruppe OPK des Föderationsrats-Abgeordneten Sergej Pugatschow.

Kritiker: Russland braucht andere Schiffe


Der Flotten-Experte Michail Barabanow befürchtet, dass die russische Marine mit dem Betrieb eines solch teuren und komplexen Schiffes überfordert sein wird: Die Flotte sei ja nicht einmal in der Lage, ihr größtes Schiff, den Flugzeugträger „Admiral Kusnezow“ gründlich zu reparieren.

Sollte aus politischen Gründen ein Rüstungs-Großeinkauf in Frankreich opportun sein, sollte Russland dort für die geplanten Summen besser Systeme und Technologien für die Land- und Luftstreitkräfte einkaufen, so Barabanow.

Frankreich liefert Einzelkämpfer-Ausrüstung


Ein solcher Einkauf ist auch in der Tat geplant: Der Generalstab hat laut Makarow auch vor, in Frankreich einige Sätze einer neuen Ausrüstung für „Infanteristen der Zukunft“ einzukaufen. Das Kämpfer-Equipment mit Computer-integrierter Navigationstechnik, Helmvisier, Zielautomatik und Schutzausrüstung wurde auf dem Moskauer Luft- und Raumfahrtsalon MAKS gezeigt.

Der Stückpreis kommt Russland hier jedenfalls deutlich billiger als bei Kriegsschiffen: Er wurde mit 26.000 Euro angegeben.




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