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Der Bronzene Soldat im Zentrum Tallins ist Stein des Anstoß: Die estnische Regierung will ihn demontieren, russische Politiker wollen den sowjetischen Befreier erhalten (Foto: NTW). |
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Mittwoch, 15.11.2006
Estland und Russland führen Denkmal-KriegMoskau. Die Beziehungen zwischen Russland und den ehemaligen Sowjet-Republiken im Baltikum sind seit Jahren angespannt. Jetzt will Estland alte Heldendenkmäler entsorgen. Die russische Duma berät über Sanktionen.
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Ich habe nicht nur einmal gesagt, dass es gut wäre, der Statue, die unter dem Namen Bronze-Soldat bekannt ist, eine andere Bedeutung zu geben. Für den Staat Estland symbolisiert das Denkmal das Jahr 1944 als die eine Okkupation durch eine andere abgelöst wurde, äußert sich der estnische Präsident Toomas Hendrik Ilves in einem halbseitigen Interview in der Mittwochsausgabe der Tageszeitung Iswestija. Die Bürger seines Landes hätten sich in den Kriegsjahren zwischen den Schusslinien befunden und hätten sich nicht aussuchen können, wessen Uniform sie tragen.
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Angespannte Beziehungen
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Estlands Präsident Toomas Hendrik Ilves glaubt nicht, dass alle in Estland lebenden Russen bald die estnische Staatsbürgerschaft haben werden (Foto: NTW). |
Die politischen Beziehungen zwischen Russland und der ehemaligen Sowjetrepublik Estland sind seit Jahren angespannt. Nun hat sie das estnische Parlament durch ein neues Gesetz, das letzte Woche in erster Lesung angenommen wurde, zusätzlich belastet. Das Gesetz ermöglicht die Entfernung von sowjetischen Kriegsdenkmälern aus den Zentren estnischer Städte. Auch die sterblichen Überreste von Soldaten der Sowjetarmee dürfen umgebettet werden.
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Russen, die die Sowjetunion noch miterlebt haben, empfinden das neue Gesetz als Provokation. Sie waren in dem Bewusstsein aufgewachsen, das Baltikum vom Faschismus befreit zu haben und glaubten deshalb lang an die anhaltende Verbundenheit und Dankbarkeit der Esten entsprechend nennen die russischen Medien das bereits erwähnte Denkmal des Bronzenen Soldaten übrigens auch Denkmal für den sowjetischen Befreier.
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Herber Rückschlag für das Selbstverständnis
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Einen herben Rückschlag erlebte das russische Selbstverständnis, nachdem die baltischen Staaten ihre Unabhängigkeit erhalten hatten: Waren die dort lebenden Russen zuvor mit dem Versprechen auf die gleichen Rechte zum gemeinsamen Kampf für die Unabhängigkeit geködert worden, so wollte sich zumindest in Estland und Lettland anschließend keiner mehr daran erinnern. Russen, die heute die estnische Staatsbürgerschaft erwerben wollen, müssen sich einem langwierigen Einbürgerungsprozess unterziehen und schließlich ihren russischen Pass abgeben.
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Auch in dem bereits zitierten Interview spricht die Iswestija-Korrespondentin das Thema Staatsbürgerschaft an. Auf ihre Frage, wann denn endlich alle russisch-stämmigen Bürger Estlands die estnische Staatsbürgerschaft erhielten, antwortete der Präsident mit einer Gegenfrage: Leben etwa in Russland ausschließlich russische Staatsbürger? Nein. Auch in Estland werden niemals nur estnische Staatsbürger leben. Und auch in zehn Jahren werden hier Bürger anderer Länder leben sowohl aus EU-Staaten als auch aus Staaten außerhalb der EU.
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Kein historisches Bewußtsein
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Nationalisten-Führer Schirinowski rief öffentlich zu Sanktionen gegen Estland auf (Foto: NTW). |
Während die meisten einfachen Bürger Estlands sich mit Unbehagen an die Versprechen der 80er Jahre erinnerten, könne man dies von Präsident Ilwes kaum erwarten. Er habe lange in Schweden und den Vereinigten Staaten gelebt bei der Festlegung seiner Politik fehle ihm offensichtlich ein historisches Bewusstsein, schlussfolgert der anschließende Kommentar der Iswestija-Redaktion.
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Schirinowski will Sanktionen
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In dem Streit um das Denkmal des Bronzenen Soldaten wird also ein weit tiefer reichender Konflikt symbolisch ausgetragen und zwar auf höchster politischer Ebene: Die russische Duma etwa wird das neue estnische Gesetz über die sowjetischen Kriegsdenkmäler in ihrer heutigen Sitzung diskutieren. Das Parlament will über Strafmaßnahmen gegenüber Estland beraten.
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Bereits am vergangenen Freitag hatte sich der russische Nationalistenführer Wladimir Schirinowski öffentlich für Sanktionen Russlands gegenüber dem Baltenstaat ausgesprochen.
(cj/.rufo)
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Die Alexander-Newski-Kathedrale in Tallinn erinnert an eine gemeinsame Geschichte. In der Kirche diente u.a. der spätere Moskauer Patriarch Alexi II. (Topfoto: Ballin/.rufo)
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