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Der Moment der Explosion im internationalen Ankunftsbereich des Airports Domodedowo (Foto: youtube.com)
Der Moment der Explosion im internationalen Ankunftsbereich des Airports Domodedowo (Foto: youtube.com)
Dienstag, 25.01.2011

Terror: Angeblicher Täter „europäischen Aussehens“

Moskau. Nach widersprüchlichen Berichten verübten entweder ein Einzeltäter oder ein Paar den Terroranschlag in Domodedowo. Vermutlich steckt "der Kaukasus" dahinter, aber auch Sicherheitsmängel sind offensichtlich.

Wie Augenzeugen berichteten, zündeten der oder die Täter ihre gewaltige Bombe an jener Stelle, wo Bekannte, Abholer und Taxifahrer besonders gedrängt auf die aus der Zollabfertigung kommenden ankommenden Fluggäste warteten. Wer die letzten Sekunden des Handelns des oder der Täter sah, hatte deshalb kaum eine Überlebenschance.

Mutmaßlicher Täter war wohl doch allein


Ein Ermittler wies unterdessen Berichte zurück, wonach eine Frau oder ein Paar den Anschlag verübte. Als Hauptversion gilt, dass sich in Domodedowo ein Selbstmordattentäter gesprengt hat. Der Mann war 30 bis 40 Jahre alt, von gedrungenem Körperbau und eher europäischen Aussehens“. Gestern war von einem Araber oder Südländer die Rede.

Obwohl die Überreste des Täters „stark deformiert“ seien, dürfte eine spätere Identifizierung des Mannes möglich sein, hieß es.

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Einem Augenzeugen war, so hatte es zuvor geheißen, eine verschleierte Frau aufgefallen, die möglicherweise die Bombe in ihrer Reisetasche versteckt hielt. Spekuliert wurde auch darüber, ob der getötete Mann vielleicht ihr Instruktor war, der sie zum Tatort begleitete – und durch eine verfrühte Explosion des Sprengsatzes ums Leben kam.

Nach diesem Schema verübte der radikal-islamische Terror-Untergrund aus dem Kaukasus schon mehrfach Anschläge in Moskau und anderen Städten – unter anderem in der Moskauer Metro.

Ans Ziel getragen und ausgelöst werden die Bomben in der Regel von „Schwarzen Witwen“- jungen Frauen, die Ehemänner oder Brüder im schier endlosen Terrorkrieg im Kaukasus verloren haben. Die Anstifter und Initiatoren können sich hingegen in der Regel wieder absetzen und neue Anschläge planen. Im Kaukasus wurden allerdings in letzter Vergangenheit auch immer wieder Selbstmordanschläge durch Männer verübt.

Silvester: "Schwarze Witwe" sprengt sich versehentlich


Möglicherweise stecken hinter der Tat die gleichen Initiatoren aus Dagestan, die vor dem Jahreswechsel zwei Selbstmordattentäterinnen nach Moskau geschickt hatten, um in der Neujahrsnacht Anschläge zu begehen.

Dies scheiterte jedoch daran, dass eine der Bombenträgerinnen sich am Silvestertag – wohl wegen eines Defekts oder aus Unachtsamkeit – selbst in die Luft sprengte. Ihr Unterschlupf, eine kleine Miethütte auf dem Gelände eines Schützenclubs, wurde dabei völlig zerstört. Der Ehemann der Frau ist wegen der Zugehörigkeit zu einer Untergrundgruppe in Haft. Die überlebende Komplizin wurde bald darauf verhaftet.

Sollten die gleichen Hintermänner parallel noch ein zweites Terrorkommando nach Moskau geschickt haben, wählte dieses daraufhin ein neues Anschlagsziel: „Die Terroristen konnten sehen, welches Durcheinander in Domodedowo um Neujahr herrschte“, so Miliz-Generalmajor Wladimir Owtschinski, ehemaliger Leiter des russischen Interpol-Büros gegenüber der Zeitung „Kommersant“.

Airport Domodedowo in der Kritik


Domodedowo, der Moskauer Flughafen mit dem größten Passagieraufkommen, war Ende Dezember durch Eisregen und Stromausfall tagelang paralysiert gewesen. Das Airport-Management kam dabei heftig in die Kritik, weil es mit der Notsituation völlig überfordert war.

Nicht ausreichende Sicherheitsmaßnahmen in Domodedowo kritisieren jetzt alle – angefangen bei Präsident Dmitri Medwedew. Die Flughafen-Betreibergesellschaft Eastline lehnte es aber heute jedoch ab, die ihr von Medwedew zugeschobene Verantwortung zu übernehmen: Ihr Sicherheitsdienst sei für den frei zugänglichen Bereich der Terminalgebäude nicht zuständig – hier sollte die dort stationierte „Verkehrs-Miliz“ für Sicherheit und Ordnung sorgen. Der Betreiber kümmere sich hingegen um die Flugsicherheit und die Personen- und Gepäckkontrollen jenseits des Check- ins und der Zoll- und Grenzkontrollen, so eine Sprecherin des Unternehmens.

Verantwortung an Miliz weitergereicht


Am Eingang des Ankunfts-Terminals saßen deshalb – wenn überhaupt – Miliz-Beamte, die allenfalls stichprobenhaft Kontrollen vornahmen. Reisende berichten, dass es auch Zugänge in das Gebäude gab, die überhaupt nicht kontrolliert wurden.

Ria Novosti zitiert dazu einen hochrangigen Informanten aus dem Sicherheitsapparat, der nun eine genaue Überprüfung der Flughafenpolizei ankündigte. In der Ankunftshalle habe völliges Chaos geherrscht, so hätten die Beamten nichts gegen die Präsenz der aufdringlichen Taxifahrer unternommen, die sich dort wie zuhause gefühlt hätten.

Schärfere Kontrollen seien mehrfach angeordnet, aber nicht umgesetzt worden.



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