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Bereits seit über einem halben Jahr liegt Andrej Sytschow im Krankenhaus (Foto: newsru) |
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Freitag, 18.08.2006
Sytschow-Prozess entwickelt sich zur FarceMoskau. Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen. Das ist derzeit das Motto der Zeugen im Sytschow-Prozess. Am Donnerstag erklärten weitere sieben Soldaten, dass sie die Misshandlung des Rekruten nicht gesehen hätten.
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Andrej Sytschow ist 19 Jahre alt. Vor über einem Jahr wurde er als wehrdiensttauglich eingestuft und einberufen. Derzeit liegt er im Burdenko-Militärkrankenhaus. Ihm mussten beide Beine, Teile der rechten Hand und die Genitalien amputiert werden.
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Misshandlungsprozess gegen Vogesetzten
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Parallel läuft ein Prozess gegen einen 20jährigen Sergeanten wegen Misshandlung von Sytschow. Die Anklage wirft ihm vor, seinen Untergebenen gezwungen zu haben, mehrere Stunden lang in Hockstellung zu verharren. Widerstand wurde durch Schläge gebrochen. Die unnatürliche Haltung habe Durchblutungsstörungen hervorgerufen, die die Amputationen nötig machten.
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Zahlreiche Zeugen hatten die Tat gesehen und geschildert. Doch nun werden die Zeugen immer rarer, widerrufen ihre Aussagen oder verschwinden ganz einfach. Am Donnerstag erklärten nun sieben Zeugen der Verteidigung, dass sie in der Neujahrsnacht, d.h. also zur Tatzeit, nichts gesehen hätten.
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Zeugen haben nichts gesehen, Ärzte sprechen von Geburtsfehlern
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Die Einen hatten friedlich geschlafen, die Anderen ihnen dabei zugeschaut. Selbst die offensichtlich nun vorhandenen körperlichen Defekte des Rekruten werden von den Militärärzten ganz einfach erklärt. Eine angeborene Venenentzündung habe die Kreislaufstörungen hervorgerufen, behaupten sie.
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Frühere Diagnosen ihrer Kollegen aus Tscheljabinsk , die behaupteten, dass die Verletzungen auf Grund von Misshandlungen entstanden sind, wiesen die Ärzte des Burdenko-Krankenhauses zurück. Mangelnde Erfahrung und Wissen, hätten zu dieser Diagnose geführt, behaupten sie. Stellt sich nur die Frage, warum Andrej Sytschow, wenn er denn so krank war, für wehrdiensttauglich befunden wurde.
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Massive Zeugenbeeinflussung vermutet
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Es gibt freilich noch eine andere Erklärung für den merkwürdigen Prozessverlauf. Schon Anfang Juni wandte sich die Familie Sytschows an die Öffentlichkeit. Die Schwester Andrejs berichtete von Versuchen, den Fall zu vertuschen. Unbekannte hätten der Familie eine Wohnung und 100.000 USD Schweigegeld angeboten, sagte sie aus.
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Offensichtlich versuchen führende Kreisen des russischen Militärs den für sie peinlichen Prozess unter allen Umständen zu torpedieren. Der Versuch, Sytschows Aussage als irrelevant, da unter Medikamenteneinfluss stehend, abzutun, misslang zwar, dafür scheint die Beeinflussung der Zeugen hervorragend zu funktionieren.
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Frühere Belastungszeugen verschwinden, andere erinnern sich plötzlich nicht mehr an die Vorfälle oder widerrufen ihre Aussage. Eine Misshandlung will niemand mehr dokumentieren, weil nicht sein kann, was nicht sein darf.
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Djedowtschina weit verbreitetes Phänomen
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Dabei ist praktisch der gesamten Öffentlichkeit bewusst, dass die Praxis der Rekrutenschinderei (russ. = Djedowtschina) in Russlands Armee weit verbreitet ist. Immer wieder werden Fälle bekannt, dass Vorgesetzte, ihre Untergebenen schlagen, ausplündern, quälen und mitunter töten.
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So ist gerade ein Offizier zu sechs Jahren Haft verurteilt worden, der einen Rekruten mit Faustschlägen zu Tode prügelte. Und nun leitete die Militärstaatsanwaltschaft einen Fall gegen einen Hauptmann der Eisenbahntruppen ein, der Anfang August stockbetrunken einen Wehrdienstleistenden mit einem Stiefeltritt ins Gesicht tötete. Es ist zu bezweifeln, dass die Mütter dieser Opfer Verteidigungsminister Sergej Iwanow einen Dankesbrief schickten, weil ihre Söhne zu echten Männern wurden, wie dieser bereits zu Beginn des Sytschow-Skandals das Renommee der Armee verteidigte.
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(ab/.rufo)
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(Topfoto: Archiv/.rufo)
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