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Per Aspera ad Astra - Jewgeni Roisman kämpft unkonventionell gegen Drogen (Foto: Russian Look) |
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Mittwoch, 27.06.2012
Polizeiaktion gegen "Stadt ohne Drogen" im UralJekaterinburg. Sechs Millionen Drogenabhängige soll es in Russland geben. 2010 starben 126.000 Menschen an Drogenkonsum, die meisten unter 30 Jahren. Letzte Hoffnung für viele ist die sehr unkonventionelle Stiftung "Stadt ohne Drogen". Behörden wollen sie schliessen.
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Das meint jedenfalls Stiftunsgründer Jewgeni Roisman, der früher zur UralMasch-Mafia gezählt wurde aber schon seit Jahren im Kampf gegen die Drogen sich von seinen alten Sünden zu reinigen versucht, auch im Bündnis mit der russisch-orthodoxen Kirche. Roisman war in den letzten Jahren auch Duma-Abgeordneter. Im Präsidentenwahlkampf 2012 war er einer der prominentesten Unterstützer für den Kandidaten Prochorow.
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Am 8.Juni hatte eine der Patientinnen in einem regionalen Drogenzentrum der "Stadt ohne Drogen", in das sie freiwillig gegangen war, plötzlich Fieber bekommen. Die sofort herbeigerufenen Notärzte lieferten die junge Frau in das nächstgelegene Krankenhaus ein - wo sie am 17.Juni an Meningitis, also Hirnhautentzündung verstarb. Kurz danach standen die Staatsanwälte bei der "Stadt ohne Drogen" vor der Tür.
Am 19.Juni teilte die Stiftung mit, in den Drogen-Reha-Zentren der Stiftung in Jekaterinburg fänden Haussuchungen statt. Von den Ermittlern wurden u.a. 43 Geschäftsdokumente der Stiftung (Arbeitsverträge, Mietverträge, Vermögensverhältnisse etc.) angefordert.
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Warum die Behörden sich auf die Stiftung konzentrieren, statt zu ermitteln, was die Krankenhausärzte im Laufe von 10 Tagen getan oder nicht getan hätten, sei ihm unerklärlich, wundert sich Polit-Oligarch Michail Prochorow.
Für Jewgeni Roisman hingegen ist bereits alles klar. Ähnliches habe man schon 2003 erlebt. Auch jetzt sei Ziel der Behörden-Heimsuchung mit den Haussuchungen, die Stiftung zu zerschlagen. Man werde in den Dokumenten irgendeinen Vorwand dafür suchen. Im Übrigens seien die Drogen-Reha-Zentren keine Krankenhäuser, darum habe man im Falle der Verstorbenen sofort Erste Hilfe angefordert, als bei der erst 29-jährigen die Temperatur anstieg.
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Bereits Ende 2010 hatte es einen russlandweiten Skandal um das Drogen-Reha-Zentrum in der Uralstadt Nischni Tagil (Nizhni Tagil) gegeben. Der erst 23-jährige Leiter des Zentrum, Jegor Bytschkow, war der Freiheitsberaubung der Drogis beschuldigt worden. Im Prozess sagten zwar viele Ex-Drogenabhängige aus, dass gerade der begrenzte Freiheitsentzug für den Drogenentzug nötig sei.
Bytschkow wurde zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt.
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Russlandweit setzten sich Fachleute und Ärzte für Bytschkow ein. Es gab öffentliche Apelle auch an Regierungschef Putin - schliesslich wurde in zweiter Instanz das Urteil auf zweieinhalb Jahre Haft auf Bewährung reduziert.
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Zentrales Element der Therapie in der "Stadt ohne Drogen" ist es, die Drogensüchtigen, die freiwillig kommen, an die Bettgestelle solange anzuketten, bis die Suchtanfälle aufhören.
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