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Lange Zeit war Wladiwostok weltabgeschieden - nun will die 150 jahre alte Stadt mächtig aufholen (Foto: ld/.rufo)
Lange Zeit war Wladiwostok weltabgeschieden - nun will die 150 jahre alte Stadt mächtig aufholen (Foto: ld/.rufo)
Freitag, 02.07.2010

Pazifikhafen Wladiwostok wird heute 150 Jahre alt

Wladiwostok. Russlands Fernost-Metropole Wladiwostok feiert heute runden Geburtstag: Gerade einmal 150 Jahre ist die Hafenstadt alt. „Fertig“ ist sie noch nicht - gegenwärtig gleicht sie einer Großbaustelle.



In Wladiwostok wird heute – trotz des für diesen Küstenstrich häufigen Nebel- und Regenwetters – groß gefeiert. Morgen kommt auch Präsident Dmitri Medwedew zu Besuch.

Er wird dabei die Bauwerke inspizieren, die gegenwärtig mit Milliardenaufwand anlässlich des APEC-Pazifikstaaten-Gipfels 2012 dort aus dem Boden gestampft werden.

Im Frühjahr 1860 landete in der fünf Kilometer langen und schmalen Hafenbucht namens „Goldenes Horn“ ein Dampfschiff der russischen Flotte – und setzte 30 Mann an Land. Dies war die erste Besatzung des zukünftigen Postens, Hafens und der späteren Festung Wladiwostok.

Internationale Aura in der Zarenzeit


Russland hatte sich bei seinem Vordringen durch Sibirien zum Pazifik zum ersten Mal einen ganzjährig nutzbaren Hafen am Pazifik gesichert. Wegen der abgeschiedenen Lage vom Kernland entwickelte sich Wladiwostok alsbald zu einer Stadt mit einem für Russland ungewöhnlichen internationalen Kolorit: Neben russischen Beamten und Militärs lebten hier viele chinesische Arbeiter und Bauern, koreanische Taglöhner, europäische und amerikanische Kaufleute.

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So war das größte Kaufhaus vor Ort, das im ganzen Russischen Fernen Osten aktive Handelshaus „Kunst & Albers“ eine Gründung von Hamburger Kaufleuten.

Transsib-Endstation und geheime Flottenbasis


Erst mit der Inbetriebnahme der Transsibirischen Eisenbahn zu Beginn des 20.Jahrhunderts wurde Wladiwostok als dessen Endstation verlässlich mit Russland verbunden.

In der Sowjetzeit verschwand die malerisch gelegene Stadt jedoch alsbald unter einer Käseglocke der Geheimhaltung: Als Haupthafen der Pazifikflotte war sie für Fremde – egal ob Sowjetbürger oder Ausländer – über Jahrzehnte tabu. Als Handelshafen wurde in dieser Zeit vor allem die Nachodka-Bucht entwickelt.

Metropole der Alltags-Katastrophen


In den ersten Jahren nach dem Zerfall der Sowjetunion war Wladiwostok Quelle eines stetigen Stroms schlechter Nachrichten: die Wasser-, Wärme- und Stromversorgung der 600.000-Einwohner-Stadt funktionierte oft nicht, Schiffbau und Fischerei lagen darnieder, der Bürgermeister und der Gebietsgouverneur lieferten sich einen verbissenen Grabenkrieg und bei der Pazifikflotte häuften sich Unfälle und humane wie technische Probleme.

Diese Probleme sind inzwischen überwunden – auch Wladiwostok hat gut von den russischen Boomjahren der Vorkrisenzeit profitiert. Als schweren Schlag empfanden es die Bewohner der Region allerdings, als der Kreml die Importzölle für ausländische Gebrauchtwagen deutlich heraufsetzte: Das Business mit dem Import japanischer Second-Hand-Fahrzeuge hatte sich in Wladiwostok zu einer der wichtigsten Wirtschaftsbranchen entwickelt.

Große Pläne für die Zukunft


Nun soll Wladiwostok zu einer „Stadt des 21. Jahrhunderts mit 1 bis 1,5 Millionen Einwohnern“ werden, erklärte Gouverneur Sergej Darkin – mit gesunder Ökologie und einer erneuerten Verkehrsinfrastruktur.

Drei riesige Brücken im Bau


Was die Straßen angeht, ist in der Tat gegenwärtig Großes im Gange: Vom Flughafen ist eine Fernstraße im Bau, die mit einer mehrere Kilometer langen Brücke über eine seichte Pazifikbucht auf die Halbinsel geführt wird, auf der die Stadt liegt.

Diese Stadtautobahn soll dann in eine Hängebrücke mit über 225 Meter hohen Pylonen münden, die die Hafenbucht quert – und schließlich zu einer dritten, 320 Meter hohen Hängebrücke führen, mit der die vorgelagerte Insel Russki an die Stadt angeschlossen wird.

Auf diesem ehemaligen militärischen Sperrgebiet entsteht gegenwärtig das Konferenzzentrum für den APEC-Gipfel. Später soll es als neuer Universitäts-Campus genutzt werden.

Das „russische San Francisco“, wie Wladiwostok schon vor 100 Jahren gerne mal genannt wurde, bekommt also jetzt endlich auch seine Golden Gate Bridge – mit einiger Verspätung, dafür aber gleich doppelt.



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