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Für den Journalisten Grigori Pasko aus Wladiwostok demonstrierten die Russen vor Jahren sogar in Moskau (Foto: Djatschkow/.rufo) |
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Mittwoch, 30.12.2009
Regionalmedien in Russland - Teil VII, PrimorjeWladiwostok. Kaum ein Gebiet in Russland gilt als so korrupt wie der Ferne Osten. Politik und Wirtschaft sind eng verquickt, das engt auch die Pressefreiheit ein. Reporter ohne Grenzen hat die Lage der Journalisten untersucht.
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Die Region Primorje wird in Russland nicht umsonst der Ferne Osten genannt: Über 9.000 Eisenbahnkilometer liegen zwischen Moskau und Wladiwostok, der Hauptstadt der Region.
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Eng verbunden mit China und Japan
Die Bewohner von Primorje sind wirtschaftlich eng mit den benachbarten Ländern Japan und China verbunden: Ein Drittel der Wladiwostoker verdiente bisher direkt oder indirekt am Import von Gebrauchtwagen aus Japan und Korea ein Wirtschaftsmotor der Region, der seit der Erhöhung der Importzölle Ende 2008 ausfällt.
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Auf den ersten Blick in einen städtischen Zeitungskiosk erscheint die Medienlandschaft reichhaltig: Mehr als zwei Dutzend Tages- und Wochenzeitungen liegen hier zum Verkauf, die ausschließlich in der Fernost-Region verlegt werden. Selbst in kleineren Provinzstädten sind eigene Zeitungen in Verbreitung.
Kaum investigativer Journalismus
Allerdings widmen sich nur wenige Journalisten in Russlands Fernem Osten investigativem Journalismus. Denn ein Großteil der Medien ist eng mit wirtschaftlichen oder staatlichen Strukturen verquickt. Entweder werden sie über Informationsverträge von staatlichen Institutionen kontrolliert oder sie gehören führenden Politikern:
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So ist Bürgermeister Igor Puschkarjow Mehrheitsteilhaber der größten Tageszeitung der Region Wladiwostok. Das lokale Fernsehen und Radio kommt größtenteils aus Moskau und wird mit lokalen Nachrichten angereichert. Mit Primamedia existiert zwar ein viel genutztes Online-Nachrichtenmedium, mehr als 50 Prozent seiner Einnahmen erhält es jedoch aus Werbeeinnahmen aus den Töpfen von Stadt- und Gouverneursverwaltung.
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Viele heiße Themen in Russlands Fernem Osten
Dabei gibt es eine ganze Reihe von heißen Themen, über die berichtet werden könnte: Die enge Verquickung von Politik und Business, der Schwarzhandel an der Grenze zu China oder die im Dezember 2008 gewalttätig niedergeschlagenen Proteste gegen die Anhebung der Importzölle.
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Ausnahmen in dieser weitgehend zahnlosen Medienlandschaft sind Zeitungen wie das Wochenblatt Arsenjewskie Westi, die sich selbst als Zeitung zur Verteidigung der Rechte und Freiheiten der Staatsbürger bezeichnet.
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Journalisten eingeschüchtert
Ein Grund für die Zurückhaltung der Journalisten ist die Angst vor Verfolgung. In den vergangenen Jahren kam es in Primorje wiederholt zu Gerichtsprozessen und gewalttätigen Übergriffen auf Journalisten.
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Der bekannteste Fall ist der des Militärexperten Grigori Pasko, der in Wladiwostok Fälle von Nuklearwaffenhandel und illegaler Atommüllentsorgung bei den Seestreitkräften aufdeckte und dafür 1999 zu drei Jahren Haft verurteilt wurde.
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Zum vollständigen Bericht bei Reporter ohne Grenzen geht es hier
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Topsi 09.01.2010 - 18:18
.... irgendwie typisch
Mit großem Interesse lese ich diesen Artikel über Demokratie und Pressefreiheit, aber seit der Veröffentlichung kommt kein Kommentar, von niemandem - seltsam. Aber irgendwie auch typisch. Ich denke das ganze Land muß unbedingt lernen, wie wichtig die freie Presse ist. Ja ja, der dicke Bauch und das dicke Auto sind für viele wichtiger, aber die Russen müssen lernen, daß die Kette Pressefreiheit=> dicker Bauch für alle => dickes Auto für alle eine logische ist. Aber ich fürchte das dauert noch eine ganze Generation.
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