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Zum Glück ist die kasachische Steppe groß genug: 420 km Kurs-Abweichung machen nicht viel aus (Foto: NTW/newsru)
Zum Glück ist die kasachische Steppe groß genug: 420 km Kurs-Abweichung machen nicht viel aus (Foto: NTW/newsru)
Montag, 21.04.2008

Harte Landung: Wieder Defekt an Sojus-Kapsel

Baikonur/Kasachstan. Etwas sanfter hätte Mutter Erde sie schon empfangen können: Die Landung der von der Raumstation ISS zurückkehrenden Raumkapsel „Sojus TMA-11“ am Samstag ging daneben - um 420 Kilometer.

In der Raumkapsel, saßen neben dem russischen Kosmonauten Juri Malentschenko zwei westliche Astronautinnen: Die Amerikanerin Peggy Whitson und Yi Son Yeon aus Südkorea. Während die Südkoreanerin nur als Besucherin für elf Tage im All war, hatten Whitson und Malatschenko als 16. Langzeitbesatzung über ein halbes Jahr in der Internationalen Raumstation gelebt.

Die Landung sollte am Samstag um 11.30 Uhr in einem Zielgebiet nordöstlich der kasachischen Stadt Aktjubinsk erfolgen. Doch es kam – wieder einmal – etwas anders: Die Steuerung der Raumkapsel fiel aus- und es kam zu einem sogenannten „ballistischen Abstieg“.

Einheimische waren schneller als Roskosmos


Im Ergebnis kam die Sojus-Kapsel zwei Minuten früher zur Erde zurück – und 420 Kilometer weiter westlich. Im Moskauer Kontrollzentrum musste man deshalb auch eine bange halbe Stunde warten, bis die Landung bestätigt war.

Und obwohl ein Beobachtungsflugzeug die Kursabweichung beim Wiedereintritt in die Atmosphäre schon in der Luft registriert hatte, waren es diesmal nicht Leute der russischen Raumfahrtbehörde, die als erste an der Landestelle waren, sondern Bewohner der Steppengegend. Sie hatten am Himmel den riesigen Fallschirm bemerkt und halfen Kommandant Malatschenko beim Aussteigen. Erst dann kamen die Hubschrauber.

Vor allem Whitson war von dem harten Abstieg heftig mitgenommen worden: Fernsehbilder und Fotos von ihrer Rückkehr zur Erde wurden – anders als von Yi Son Yeon - nicht gezeigt, Auch bei der traditionellen Begrüßung der Besatzungen in Kustanai fehlte sie. Als am Abend die Crew dann auf dem Moskauer Flughafen Schukowski eintraf, mussten sie zwei Ärzte ihr der Gangway stützen.

Kein Zuckerschlecken: 8g statt 4g Belastung


Neben dem Langzeitaufenthalt in der Schwerelosigkeit dürfte dafür auch die schwere Belastung bei der Landung die Ursache sein: Anstelle von 4g (4-faches Eigengewicht) werden die Insassen bei einem ballistischen Abstieg mit 8g in ihre Sitze gequetscht.

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Die russische Raumfahrtbehörde legte aber großen Wert darauf, dass es sich dabei nicht um einen Notfall handelt: „Die Landung erfolgte planmäßig, aber nach einem Reserve-Muster“, so Roskosmos-Chef Anatoli Perminow.

Die Ursache für den Ausfall der Steuerung könne man erst nennen, wenn die Kapsel beim Herstellerbetrieb „Energija“ genau untersucht worden ist. Perminows Scherz, es läge wohl daran, dass zwei Frauen an Bord waren, nahmen ihm vor allem amerikanische Berichterstatter am Wochenende mächtig übel. Sie bezichtigten den Roskosmos-Chef der Frauen-Diskriminierung.

Zweite unplanmäßige Landung in Folge


Von den bisher elf zur Erde zurückgekehrten Sojus-TMA-Kapseln war dies die dritte, deren Abstieg ungesteuert ablief – wobei auch die vorhergehende Landung von Sojus TMA-10 im letzten Herbst ebenso ruppig verlief. Damals war ein Steuerkabel beschädigt gewesen. Der zweite Vorfall dieser Art in Folge sollte nun zu denken geben.

Denn auch wenn die russischen Raumfahrt-Verantwortlichen ballistische Abstiege als „nur etwas weniger planmäßig“ verharmlosen, die durchtrainierte und wohl vorbereitete Raumfahrer ohne Gesundheitsschäden überstehen, könnten sie im Ernstfall lebensgefährlich werden:

Denn an der ISS ist immer eine Sojus-Kapsel angedockt, die im Falle einer ernsten Erkrankung eines Crewmitglieds auch als „Rettungswagen“ für eine Evakuierung zur Erde dienen muss. Und für einen angeschlagenen Organismus könnte eine solche grobe Rütteltour dann schon zu viel sein.



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