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Skeptischer Blick: Sollten sich die Vorwürfe gegen Sohn Artjom erhärten, steht auch Generalstaatsanwalt Juri Tschaika extrem unter Druck (Foto: Beljantschew/.rufo) |
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Mittwoch, 30.03.2011
Generalstaatsanwalt in Korruptionsskandal verwickeltMoskau. Elterntag für Generalstaatsanwalt Juri Tschaika: Sein Sohn Artjom soll angeblich mit einem Ring von illegalen Casinos verbandelt sein. Ein Sprecher der Behörde nennt die Vorwürfe gegen Tschaika jr. Blödsinn.
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Im Februar hatte der FSB einen Ring von Casinos im Moskauer Umland auffliegen lassen. Glücksspiel ist seit Juli 2007 in Russland generell verboten Ausnahmen gibt es nur in vier speziell abgegrenzten Glücksspielreservaten in den Gebieten Kaliningrad, Krasnodar, Altai und Primorje am Pazifik, wobei bislang nur in Asow-City (Krasnodar) ein Casino eröffnet hat.
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In 15 Städten des Moskauer Gebiets hingegen wurden trotz Verbot weiterhin Spielsäle betrieben. Die Behörden haben 1.200 einarmige Banditen und die Papiere zahlreicher Briefkastenfirmen konfisziert.
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Korruption und Glücksspiel blühen
Dass die Glücksspiel-Mafia überhaupt drei Jahre lang ungestört ihr Geschäft ausüben konnte, verdankt sie offenbar der allgegenwärtigen Korruption in Russland. Der Betreiber des Rings Iwan Nasarow soll beste Beziehungen zur Staatsanwaltschaft in der Region gehabt haben.
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Mit Einnahmen zwischen fünf und zehn Millionen USD pro Monat hatte Nasarow das nötige Kleingeld, um die entsprechenden Stellen zu schmieren. FSB-Ermittler haben Foto- und Videobeweise gesammelt, die nachweisen sollen, dass u.a. der stellvertretende Chef der Staatsanwaltschaft des Gebiets Moskau enge Beziehungen zu Nasarow unterhielt.
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Staatsanwälte machen Urlaub auf Kosten des Casinos
Angeblich soll sogar der Staatsanwaltschaft des Gebiets Moskau Alexander Mochow wie andere Mitarbeiter seiner Behörde auch auf Kosten der Glücksspiel-Mafia Urlaub im Ausland gemacht haben. Mochow bestreitet diese Vorwürfe.
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Aufgrund der Affäre hat Präsident Dmitri Medwedew sogar eine Reihe von Staatsanwälten vorläufig beurlaubt. Freilich scheinen nach wie vor Kräfte in der Behörde zu sitzen, die für Nasarow arbeiten.
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So wurde vor einer Woche ein Strafverfahren gegen den Glücksspiel-Unternehmer wegen Erpressung (er soll den Chef der Kreisverwaltung mit Hilfe der Staatsanwaltschaft erpresst haben) nach nur einem Tag wieder eingestellt.
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Artjom Tschaika als Vermittler zwischen Kriminalität und Behörden?
Bei dem nun wieder unter Ausschluss der Öffentlichkeit aufgenommenen Prozess taucht ein Name auf, der selbst den Kreml erschüttern könnte: Artjom Tschaika, Sohn von Generalstaatsanwalt Juri Tschaika soll einer Zeugenaussage nach als Vermittler zwischen Nasarow und der Staatsanwaltschaft fungiert haben.
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Der 1975 geborene Artjom Tschaika ist Rechtsanwalt. Zugleich soll er zahlreiche Firmen und einen Pferdeclub leiten. Zuletzt tauchte eine seiner Firmen als mutmaßlicher Käufer einer Rohstofflagerstätte im Gebiet Irkutsk am Baikalsee auf.
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Staatsanwaltschaft nennt Vorwürfe Blödsinn
Die offizielle Sprecherin der Generalstaatsanwaltschaft Marina Gridnejewa erklärte nach der Verhandlung, dass der Blödsinn, den irgendwelche anonymen Zeugen machen, eines Kommentars bedürfen.
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Es ist freilich zu bezweifeln, dass die Staatsanwaltschaft sich auf Dauer mit dieser Position behaupten kann. Sollten sich die Vorwürfe erhärten, besteht für Juri Tschaika großer Erklärungsbedarf und ebenso für Premier Wladimir Putin und Präsident Dmitri Medwedew, die Tschaika seit Jahren in der Position halten.
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