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Wie einst im Ruhrpott... Industriegiganten verdrecken die russische Umwelt. (Foto: newsru.com)
Wie einst im Ruhrpott... Industriegiganten verdrecken die russische Umwelt. (Foto: newsru.com)
Freitag, 22.05.2009

60 Mio. Menschen in Russland in schlechter Ökologie

Moskau. Die ökologische Lage in Russland wird von Experten als „bedrohlich“ eingeschätzt. 60 Mio. Menschen auf einem Sechstel des Staatsgebiets leiden unter schlechten ökologischen Bedingungen.

Der Hauptgrund für diese wenig schmeichelhafte Schlussfolgerung sind ungereinigte Ausstöße der Industrie. Das Trinkwasser wird immer schlechter wegen der ständigen Einleitung von ungereinigten Abwässern.

Jedes Jahr werden 75 Millionen Tonnen gefährlicher Industrieausstöße produziert, von denen nur 18 Prozent weiter verarbeitet werden. Ende 2007 waren 3,6 Millionen Hektar mit Schwermetallen und Phosphor verseucht, verlautet aus dem Russischen Rechnungshof, der die Effektivität des Umweltschutzes in den Jahren 2005-2007 überprüft hat.

Schuld ist die mangelhafte Gesetzeslage

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Iwan Belkow von Greenpeace Russland sieht die Schuld für die katastrophalen ökologischen Zustände in den „undurchdachten Handlungen der Regierung“. „Der ständige Wechsel bei den Zuständigkeiten und der inneren Struktur der Umweltschutzorgane hat dazu geführt, dass eine technische Kontrolle heute fast unmöglich ist“, so der Experte gegenüber Radio Free Europe.

Das Wichtigste sei die Veränderung der Gesetzgebung. Sie müsse exakt, transparent und mit eindeutiger Anleitung zum Handeln sein. Es dürfe keine Doppeldeutigkeiten geben, so wie sie jetzt gang und gäbe seien, wenn gleiche Unternehmen verschiedene Auflagen bekämen.

Kontrollsystem fehlt

Sergej Mitrochin, Abgeordneter des Moskauer Staatrats, bemängelt das Fehlen eines zentralen Kontrollsystems. Mehrere Behörden seien damit betraut, ein Teil der Verantwortlichkeiten läge dezentralisiert in den Regionen, die zudem oft kein großes Interesse für ökologische Fragen aufbrächten.

Mitrochin ist außerdem der Meinung, das eigentlich für die Ökologie zuständige Ministerium für Naturressourcen habe kein Interesse an der Ausarbeitung von einheitlichen Gesetzen: „Die befassen sich lieber mit der Ausbeutung der Naturschätze als mit deren Schutz.“

Strafen viel zu gering

Das Kollegium beim Russischen Rechnungshof, das mit der Analyse betraut war, verweist auf die viel zu geringen Strafen bei Umweltvergehen hin. Die Strafen seien nicht zu vergleichen mit den Kosten für Klärsysteme, meint Jewgenia Schwarz vom WWF Russland.

Der Zustand des Umweltschutzes in Russland erinnert frappant an ähnliche Probleme in Westeuropa vor ein paar Jahrzehnten. Noch ist „Russland groß und der Zar weit“, und die Verschwendung des natürlichen Reichtums fällt nicht so auf wie in den kleinen Staaten im Westen. Doch die Zeit bis zum Umdenken ist auch hier nicht mehr fern.




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