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Rückkehr einer historischen Unperson: Stalin-Poster in Woronesh (Foto: kp.ru)
Rückkehr einer historischen Unperson: Stalin-Poster in Woronesh (Foto: kp.ru)
Donnerstag, 25.06.2009

Woronesh: Stalin-Plakate sollen wieder verschwinden

Woronesh. Die Woronesher Kommunisten haben den Stalin-Kult reanimiert – mit acht Großplakaten des Generalissimus. Nun sollen die peinlichen Billboards schnell wieder verschwinden, beschloss die Stadtverwaltung.


Zehn große Stalin-Plakate ließ der KPRF-Ortsverband dieser Tage im Stadtzentrum von Woronesh aufhängen. Sie zeigen vor der Sowjet-Flagge einen ebenso entschlossen wie wohlwollend in die Zukunft blickenden Stalin – und den Text: „130 Jahre seit dem Geburtstag von J.W. Stalin 1879-2009 – Der Sieg wird unser sein!“

Für nur 2.000 Euro kommt Stalin groß raus


Zwar steht Stalins „Jubiläum“ erst im Dezember an – aber die Woronesher Kommunisten beschlossen schon jetzt, die Aufmerksamkeit ihrer Mitbürger auf dieses Datum zu lenken. Dabei half ihnen die Krise: Die Preise für einen Monat Plakatwerbung sind in der zentralrussischen Industriestadt seit Jahresbeginn um 50 Prozent zurückgegangen und betragen nun nur noch 8.000 Rubel pro Monat (ca. 185 Euro) und Großplakat.

Die Vorlage für die Plakate sei im übrigen vom KPRF-Zentralkomitee und dem Parteichef Gennadi Sjuganow persönlich abgesegnet und als Agitationsmaterial in die Regionen versandt worden, so der erste Parteisekretär in Woronesh, Sergej Rudakow. Die KPRF ist in Russland die zweitstärkste Partei mit einem Wählerreservoir von etwa 15 bis 20 Prozent.

Stalin-Bilder sind tabu, aber nicht verboten


Der Erfolg der Stalin-Werbung war jedenfalls durchschlagend: Nach zwei Tagen war die Kampagne Stadtgespräch – denn die Verherrlichung des Parteiführers, Kriegsgewinners und Massenmörders ist in Russland seit Jahrzehnten ein Tabu. Konkret verboten ist sie allerdings auch nicht.

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Der heutige russische Staat will Stalin einerseits nicht verehrt sehen, scheut aber auch vor einer echten Aufarbeitung der Verbrechen der Sowjet-Vergangenheit zurück, so Andrej Djatlow, Kommentator der „Komsomolskaja Prawda“.

Seiner Meinung nach sollten die Plakate sollten deshalb ruhig hängen bleiben: Denn weder hätte Russland eine echte Entstalinisierung durchgemacht, noch sei die kommunistische Ideologie oder die Partei verboten. Stalin würde sogar in offiziellen Schulbbüchern als „effektiver Manager“ beschrieben.

Demontage wegen "fehlendem Werbezweck"


Die aufgeschreckte Stadtverwaltung von Woronesh will die Plakate dennoch schnell wieder abhängen lassen – und beruft sich dabei auf die Werbegesetzgebung: Die Stalin-Poster würden weder zur kommerziellen noch zur sogenannten „sozialen Reklame“ gehören, keinen wohltätigen oder gesellschaftlich nützlichen Zweck oder ein bestimmtes verkaufbares Produkt propagieren oder gar staatlichen Interessen dienen. Und politische Werbung von Parteien ist in Russland nur während der Wahlkampfzeiten erlaubt.

Die Kommunisten stellen die Gegenfrage, wo denn der „Werbezweck“ jener Plakate sei, die den Bürgern zeigen, wie das Stadtoberhaupt aus den Händen von Premierminister Wladimir Putin für Woronesh den Ehrentitel „Stadt des militärischen Ruhmes“ entgegen nimmt.

Die KP kommt billig davon


Sollte das für die Außenwerbung zuständige Büro den drei beteiligten Werbeagenturen eine entsprechende Verfügung zustellen, so werden diese den Sowjetführer wieder abhängen und der KPRF ihre Auslagen zurückerstatten, sagte ein Vertreter einer der Firmen gegenüber der Zeitung „Kommersant“.

Bleibt hinzuzufügen, dass Stalin nur nach Meinung der Kommunisten und seinem einst für offiziell erklärten Lebenslauf am 21. Dezember 130 Jahre wird. Historiker haben schon lange festgestellt, dass er tatsächlich fast genau ein Jahr früher geboren wurde.



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