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Die ehemalige Miss Moskau sieht der ukrainischen Politikerin Julia Timoschenko in einem Porno sehr ähnlich. Co-Autor des Porno-Drehbuchs war ein Duma-Abgeordneter (Foto: MK). |
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Freitag, 13.04.2007
Russische Duma: Zwergenaufstand um Sex-ReklameMoskau. Abgeordnete der Duma wollen erotische Reklame einschränken. Fachleute zweifeln an der Effektivität der Vorschläge. Zugleich berichten die Medien von einem Porno-Drehbuch aus Politiker-Feder.
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Zehn Abgeordnete der Regierungspartei Einiges Russland haben einen Gesetzesentwurf eingebracht, der die Veröffentlichung von erotischer Reklame in den Print-Medien und im Fernsehen regulieren und einschränken soll.
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Sex-Reklame nur in Spezial-Ausgaben
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Duma-Vize-Sprecher Wladimir Katrenko begründete die Eingabe damit, dass die augenscheinlich aggressive und anzügliche Fernsehwerbung für verschiedene Sex-Dienstleistungen erotische Handy-Bilder, SMS-Erotik-Chats und Telefonsex negativen Einfluss auf die Jugend haben könnte.
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Derzeit darf entsprechende Reklame im russischen Fernsehen ab 23 Uhr bis vier Uhr morgens gesendet werden. Die zehn Abgeordneten wollen diesen Zeitraum um zwei Stunden kürzen. Erotische Dienstleistungen sollen nach ihrem Willen nur noch in der Zeit zwischen ein und vier Uhr nachts über den Bildschirm flimmern.
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Außerdem schränkt der Entwurf die erotische Print-Reklame ein. Anzeigen für Massage-Dienstleistungen und Telefon-Sex sollen nur noch in spezialisierten Erotik-Ausgaben veröffentlicht werden. Die Zeitschriften müssten auf dem Titel und im Heft ausdrücklich als erotische Publikationen gekennzeichnet sein.
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Zweifel an der Umsetzbarkeit
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Vize-Sprecher Katrenko und die übrigen neun Abgeordneten der Duma wollen mit den Gesetzesänderungen erreichen, dass erotische Reklame tatsächlich nur noch diejenigen erreicht, die diese auch bewusst suchen und dass der Durchschnittsbürger davon verschont bleibt.
Die Vorsitzende des Fonds Obrazowannye media Manana Aslamasjan äußerte indessen Zweifel an der Umsetzbarkeit eines entsprechenden Gesetzes. Bisher gebe es keine klare Definition des Begriffs Reklame erotischen Charakters.
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Üblicherweise steht und fällt ein Reklame-Gesetz mit der Definition der beworbenen Produkte und Dienstleistungen. Solange sich die Abgeordneten selbst nicht einig sind, was sie verbieten wollen, macht das alles keinen Sinn. Es kann gut sein, dass die Veränderungen ineffektiv sein werden, so Aslamasjan.
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Verlage verdienen Groschen
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Der Vorsitzende des russischen Verbands der Kommunikationsagenturen Wladimir Estafjew hält die Debatte um den Gesetzesentwurf für einen Zwergenaufstand. Der Anteil erotischer Reklame am gesamten russischen Werbemarkt sei verschwindend gering. Fernsehanstalten und Verlage verdienten daran Groschen.
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Estafjew glaubt zudem, dass die Jugend keinen Anstoß an der Reklame nehme, ja, sie sogar gar nicht wahrnehme. Dagegen könne er sich gut vorstellen, dass ältere Herren, wenn sie abends von der Duma-Sitzung kämen und den Fernseher einschalteten, Anstoß an Erotik-Werbung nähmen.
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Zeitgleich berichten die russischen Medien über die Veröffentlichung eines Pornofilms mit Politiker-Beteiligung. Der Film Mischa oder Julias neue Abenteuer ist die Fortsetzung eines 20-minütigen Erotikfilmchens. Schon an der Produktion des ersten Teils von Julia war die Skandalpartei LDPR von Wladimir Schirinowski maßgeblich beteiligt. Schirinowskis Parteigenosse Alexej Mitrofanow soll sogar am Drehbuch mitgeschrieben haben.
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Der männliche Hauptdarsteller von Mischa
sieht dem georgischen Präsidenten Michail Saakaschwili zum verwechseln ähnlich. Den weiblichen Part übernimmt die russische Darstellerin Jelena Bond, die mit blondem, kreisrundem Zopfkranz eine fast hundertprozentige Kopie der ukrainischen Politikerin Julia Timoschenko abgibt. (cj/.rufo/Moskau)
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