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Sonntag, 21.05.2006

Meldung über die der ILA 2006 entflogene Tu 204

Sehr geehrte Damen und Herren,
Anlass dieser Zeilen ist Ihre Meldung über die der ILA 2006 entflogene Tu 204; das Ereignis hat mir mal wieder eine Reise umsonst nach Berlin eingebracht, wo ich Vertreter der russischen Flugzeugindustrie treffen wollte.

Zum Artikel: Russischer Raumfahrt-Stand auf der ILA gepfändet

Gleich Ihrem Redaktionskollegium hege ich ein Faible für Rußland und lese daher auch häufig Ihre Netz-Zeitung. So habe ich mir als Senior-Chef (einer) der führenden deutschen Anwaltskanzleien für Luftfahrt u.a. vor 2 Jahren in den Kopf gesetzt, mit Hilfe unserer Airline-Klientel moderne russische Flugzeuge im Westen salonfähig zu machen und das existierende Duopol Airbus/Boeing „aufzulockern“.

Leider haben die Russen diese meine Vision zwar erkannt und verstanden, waren aber bisher nicht in der Lage, aus ihrer bürokratischen Schwerfälligkeit herauszukommen und die Vorstellung abzulegen, ein westlicher Flugzeugkäufer - der das russische Produkt dann auch noch gegen Vorurteile an Passagiere „weiterverkaufen“ muss - müsse auf den Knien betteln. Die westlichen Hersteller rennen hingegen auch nur verdächtigen Interessenten das Haus ein. So sind Ilyshin/Tupolev in den vergangenen 2 Jahren 3 Verkäufe von TU 204 zu Gunsten von Boeing bzw. Airbus entgangen.

Die Konkurrenzgefahr aus dem Osten ist natürlich dem „Duopol“ schnell geläufig geworden und so hat man die regierungsseitig nicht ausreichend subventionierte russische Luftfahrt-Industrie rasch mit Sub-Aufträgen geködert und ruhiggestellt bzw. mit kleineren joint ventures so vollgebaggert, dass an eigene Produktion nicht gedacht zu werden brauchte. Wir hegen natürlich den Verdacht, dass unsere zunächst enthusiastischen russischen Gesprächspartner auch aus eben diesem Grunde schweigsam geworden sein könnten, statt über gute Geschäfte und neue Arbeitsplätze nachzudenken. Allein Boeing soll in Rußland ca. 1200 Mitarbeiter positioniert haben.

Immerhin geistern unsere oben nur anskizzierten, auch an Bonn/Berlin mitgeteilten Argumente seit den Helmut-Schröder-Bemerkungen beim A380-Roll-out und jetzt verstärkt anläßlich der ILA 2006 durch die Zusammenarbeits-Verlautbarungen. In dem Ganzen könnte durchaus auch ein gutes Presse-Thema liegen, das ich auch mit unseren Interfax-Nachbarn besprechen möchte.

Übrigens wird in Bezug auf die juristisch völlig unnötige kopflose Flucht aus Berlin bis heute heftiges Totschweigen betrieben und ich habe Ihre an sich sensationelle weil politisch unangenehme Meldung auch in der russischen Presse, auch Ihrer russischen Ausgabe (und z.B. bei rin.ru) nur sehr versteckt gefunden und als ausserordentlich übertrieben markiert. Bis auf einige frühere Meldungen aus Schweden und solche über einen US-Prozess mit Credit Lyonnais gehen allerdings die verfügbaren Sedelmayer-Meldungen in der Tat stets auf Sie zurück.

Ihre gelegentliche Antwort würde uns daher sehr erfreuen und wir verbleiben
mit freundlichen Grüssen
RAuN H. Peter Kehrberger

Zum Artikel: Russischer Raumfahrt-Stand auf der ILA gepfändet


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