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Der Norweger Paul Wahlberg wird bei dem Barockkonzert vom Schweden Andreas Edlund und dem Russen Pawel Serbin begleitet (Foto: Alexander Marjin) |
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Montag, 15.11.2010
Aktualisiert 15.11.2010 13:52
Werk von Bachs Zeitgenossen in Moskau entdecktMoskau. Deutscher Barockmusiker feiert Uraufführung in Moskau: Verloren geglaubte Kompositionen von Johann Ulich, einem Bekannten Johann Sebastian Bachs, wurden der Öffentlichkeit das erste Mal seit 300 Jahren vorgetragen.
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Das Konzert fand am Freitag in einem kleinen Kulturzentrum an der Pokrowka in Moskau mit internationaler Besetzung statt. Der norwegische Flötist Paul Wahlberg spielte, begleitet vom schwedischen Cembalo-Spieler Andreas Edlund und dem russischen Cellisten Pawel Serbin vier Sonaten für Blockflöte und Cembalo. Edlund führte zudem zwei Ulich-Suiten für Cembalo vor.
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Partitur im Zweiten Weltkrieg verschollen
Die Sonaten galten lange als verschollen. Bis 1945 wurde die Partitur in der Staatsbibliothek in Berlin aufbewahrt. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs verlor sich ihre Spur. Erst 2002 wurden die Kompositionen zufällig von Serbin, dem künstlerischen Leiter des Barockorchesters Pratum Integrum, in der Russischen Staatsbibliothek wieder entdeckt.
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Nach mehreren Jahrzehnten wurde die Partitur Johann Ulichs wiederentdeckt (Foto: Alexander Marjin) |
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Nach Angaben Serbins wurden die Stücke 1716 für den Hof in Köthen komponiert. Ob sie damals auch aufgeführt wurden, ist nicht bekannt. Später allerdings verschwanden sie für 300 Jahre in der Schublade. Das jetzt gemachte Konzert kann also getrost als Uraufführung bezeichnet werden. Die vier Sonaten und die zwei Cembalo-Suiten wurden für eine norwegische Plattenfirma eingespielt und sollen demnächst auf den Markt kommen.
Ulich ein unbekannter Zeitgenosse Bachs
Über den Urheber der Werke Johann Ulich ist nicht viel bekannt. Der deutsche Barockmusiker lebte von 1677 1742. In der Musik wurde er von seinem gleichnamigen Vater unterrichtet, der in Wittenberg (zuvor in Torgau) Kantor und Organist der Stadtkirche und daneben Lehrer in der Stadtschule war und ebenfalls komponierte.
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Ulich junior studierte in Wittenberg und zog 1708 als Hofmusiker und Kantor nach Zerbst, wo er 1742 starb. Die neu entdeckten Sonaten für Blockflöte und Cembalo habe er allerdings 1716 im Auftrag des Köthener Hofs komponiert, betonte Serbin.
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1717 wurde Johann Sebastian Bach von Fürst Leopold von Anhalt-Köthen (1694 1728) an diesen Hof berufen. Laut Serbin müssen sich die beiden Komponisten gekannt haben. Da Bach bereits Anfang 1716 mindestens einmal am Hof Leopolds war, ist dies durchaus anzunehmen.
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