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Tango-Tanztraum bis zum Morgen (Foto: Alexander Zabara) |
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Mittwoch, 20.05.2009
Warum man auf der Krim besonders gut Tango tanzen kannUlrich Heyden, Sudak/Krim. Seit Jahren trifft sich im Mai die Tango-Szene von Kiew, Moskau und Minsk an der Krimküste. Zu Ausflügen und Sekt-Proben in den örtlichen Kellereien. Vor allem aber wird getanzt - bis in den Morgen.
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Es war noch kein Badewetter, doch die drei jungen Frauen standen Hand in Hand am Strand von Sudak. Die Drei hatten bei der letzten Tango-Nacht von Sudak bis zum Morgen durchgehalten. Nun ließen sie sich von den ersten Sonnenstrahlen wärmen und die heiß getanzten Füße von sanften Wellen umspülen.
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Dann machten es sich die drei Tänzerinnen in Korbstühlen bequem. Jemand brachte kleine Tassen mit duftendem türkischem Kaffee. Die Blicke schweiften übers Meer und zu den 200 Meter hohen Felsen der Bucht, die frühmorgens noch von Wolken umhüllt sind.
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Fotogalerie (Foto anklicken)
Warum man auf der Krim so gut Tango tanzen kann
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Es war der Morgen, an dem das Tango Camp 2009 auf der Krim zu Ende ging. Die einwöchige Veranstaltung war kein Festival mit Orchester und strenger Anmeldepflicht, sondern eine mit geringem bürokratischem Aufwand und günstigen Preisen organisierte Veranstaltung, gerade richtig für die schmalen Geldbeutel der Osteuropäer.
Gekommen waren 400 Tänzer aus Kiew, Odessa, Dnjepopetrowsk, Moskau, Tscheljabinsk und Minsk. Es gab auch Gäste und Lehrer aus der Türkei, Argentinien und Westeuropa.
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Sudak im Mai bietet sich als Tango-Stützpunkt geradezu an. Es ist noch nicht zu heiß, und Touristen sind fast keine zu Sehen. So können die Tänzer die Pracht der Bucht mit der malerischen genuesischen Festung ganz alleine genießen. Wer an der Promenade oder in der Stadt spazieren geht, trifft immer auf ein paar bekannte Gesichter von der abendlichen Tanzveranstaltung, der Milonga.
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In den ersten Tagen war es im Tanzsaal sehr quirlig.... (Foto: Alexander Zabara) |
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Elegantes und Betörendes
Nicht nur in der Bucht, auch im Konzertsaal des Ortes, wo die Milongas stattfanden konnte sich das Auge satt sehen: Elegantes, Ausgefallenes und Betörendes. Gleich am ersten Abend schweiften die Blicke immer wieder zu dem knielangen Rock aus knallrotem Lack. Da wurde geraunt, hast Du schon gesehen .... ? Es gab edle Seidenkleider mit bunten Ornamenten, weite arabische Hosen und enge Tops, um die Hüften antike Messing-Kettchen und schwarze Perlen-Stickereien. Auch das klassisch dunkel-glitzernde Abendkleid, was fast bis zum Boden reichte, war zu sehen.
In den ersten Tagen war es im Tanzsaal sehr quirlig. Manch einer tanzte einfach so drauflos und hielt sich nicht an die beim Tango vorgeschriebene Tanz-Richtung gegen den Uhrzeigersinn. Die Luft wurde dicht, und der Stand mit Getränken und Snacks war dicht umlagert. Die Expresso-Maschine arbeitete ununterbrochen. Doch der Renner waren Mineralwasser und kleine süße Kuchen, die noch in tiefer Nacht Kraft geben.
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In der letzten Nacht ungewohnte Töne. Juri Aleksejew der DJ aus Moskau -, dem die Teilnehmer nach der allabendlichen Cumparsita dem Schlußstück jeder Tango-Veranstaltung - jedes Mal mit rythmischem Applaus dankten, spielte einige Stücke Tango-Nuevo. In den Saal kam neue Bewegung. Eigentlich spielt Juri vorwiegend traditionellen Tango, ähnlich wie Thorsten Zörner aus Düsseldorf, der die ersten drei Tango-Tage auflegte. Doch nun wollte Juri offenbar Schwung in den müden Laden bringen. Die letzte Nacht soll bis sechs Uhr morgens gehen. Da kamen die elektronisch-rockigen Klänge gerade richtig.
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Kein Star-Rummel
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Als das erste Tageslicht in den Saal mit den großen Fenstern fiel, drehten immer noch 20 Paare ihre Kreise, ruhig, in kleinen Bewegungen. Jeden Zentimeter schienen die Tänzer auszukosten. Mit Hingabe wurden die letzten Striche in ein Gemälde gesetzt, welches die Camp-Besucher in den nächsten Wochen als Erinnerung begleiten wird.
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Und nun bitte alle: Kriiisis. Der Photograph aus Kiew fordert die Schar derer, die bis zuletzt durchgehalten hatten, vor dem Konzertsaal von Sudak zu einem Abschiedsphoto mit Lächeln auf. Die Aufforderung war eigentlich überflüssig, denn gelächelt und gelacht wurde auch so. Die Luft war angenehm frisch und die Stimmung so ausgelassen, als ob noch paar weitere Tango-Nächte bevorstanden.
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Dann zerstreute sich die Tanz-Gesellschaft. Die Camp-Besucher, darunter zehn Männer und ein paar Frauen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Schweden und Dänemark, zogen sich in ihre Hotelzimmer und Privatquartiere zurück.
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Anton aus Berlin war sehr zufrieden. Der Linguist war schon das zweite Mal beim Tango-Camp dabei. Auch auf dem Moskauer Tango-Festival war Anton schon. Irgendetwas zieht den 44jährigen in den Osten. Was das genau ist? Schwer zu sagen. Vielleicht ist es einfach das geheimnisvolle Unbekannte. Vielleicht sind es die Tänzerinnen, die sehr stark sind beim Hören auf die Impulse des Tanz-Partners, die sehr sexy aber auch sehr selbstbewusst sind. Vielleicht ist es aber auch einfach die freundlich-entspannte Camp-Athmosphäre ohne Star-Rummel. Tango in Sudak, das ist vor allem Fun, meinte ein Besucher aus Skandinavien.
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Gearbeitet wurde umsonst
Am Anfang war das Tango Camp noch eine lustige Improvisation. Doch jetzt wird es immer professioneller. Rodrigo Rufino und Gisela Passi aus Argentinien, die beim ersten Camp noch einen recht lockeren Unterricht gaben, arbeiten nun hochprofessionell.
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Zur Unterrichts-Stunde Milonga kamen fast 60 Leute. Und es klappte, unter der strengen Leitung von Gisela Bitte Reihen bilden! - so gut, als ob nur 20 Leute im Saal wären.
Auch die Organisation des Festivals wird immer ausgefeilter. Ein Trupp von etwa 11 Organisatoren und vier Freiwilligen sie waren leicht erkennbar an einem gelben Stoffstreifen am Arm sorgte dafür, dass alles wie am Schnürchen lief. Ab und zu sah man die Organisatoren und Helfer mit ernsten Gesichtern bei einer Lagebesprechung in der Eingangshalle. Gearbeitet wurde umsonst. Beim Festival helfen zu dürfen, war eine Ehre. Außerdem konnten die Helfer umsonst am Unterricht teilnehmen.
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( Foto: Faina Kravcova ) |
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Was dieses Jahr in sechs Tagen an Shows, Unterricht und Service geboten wurde, war beachtlich. Was billig ist (fünf Euro für eine Milonga, sieben Euro für eine Unterrichtsstunde) muss nicht schlecht sein, zumal das Niveau des Tango Camps von Jahr zu Jahr steigt. Verlockend auch die niedrigen Übernachtungspreise, 25 Euro im Hotel und acht Euro in einer Privat-Herberge. Auch die Preise in den Restaurants sind verglichen etwa mit Moskau bescheiden. Mehr als 25 Euro wird man beim Essen nicht los.
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Nach einigen Tagen schäumte der Tango in Sudak wie der Sekt, der in den Kellereien des Ortes gekeltert wird. Mitten im Vergnügungs-Viertel von Sudak genau dort wo sich gewöhnlich die Lautsprecher-Anlagen gegenseitig überbieten - waren plötzlich argentinische Romanzen und Milongas zu hören. Tatjana Isotowa hatte schon im Zug aus Moskau angekündigt, sie werde auf jeden Fall singen. Nur wo, das stand noch nicht fest. Schließlich öffnete der Nachtklub Eva seine Pforten für die Tangeros und Tangeras.
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Die tiefe Stimme von Tatjana erfüllte den großen Saal. Ein paar Paare begannen zu tanzen, und nach dem dritten Lied schien sich die Chrom-Turnstange für die Striptease-Shows in eine alte, romantische Straßenlaterne zu verwandeln.
Ulrich Heyden, Sudak, Mai 2009
Fotos von Alexander Zabara und Faina Kravcova
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