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Belegschaftsversammlung von Autobauern in Nischni-Nowgorod. Es gärt an vielen Stellen ... (Foto: TV) |
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Montag, 08.06.2009
Das Signal von Petersburg: Sozialer Protest lohnt sichSt.Petersburg. Wenn Dmitri Medwedew vor versammelten Topmanagern und Bankern die Bühne beim Internationalen Wirtschaftsforum betrat, ertönte ein Fanfarenstoss. Weitere Signale gingen von der Veranstaltung kaum aus ...
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... , denn der strategisch wirklich wichtige Opel-Deal war ja schon gelaufen. Er wurde nur noch kommentiert.
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Zu Diskussionen kam es in den Arbeitsgruppen selten. Auf dem Podium sassen meist altbewährte und altbekannte Haudegen der internationalen Konferenzszene.
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Deutsche Wirtschaftsvertreter, die noch nicht zum festen Kreis gehörten, sondern das stattliche Eintrittgeld von etwa 2.500 Euro bezahlt hatten, um persönlich Kontakte mit der russischen Seite zu knüpfen, bemäkelten, dass gerade dies kaum möglich gewesen sei.
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Signale ins Innere Russlands gingen von dem Forum auch kaum aus. Russland verfolgte derweil lieber das TV-gerechte Drama von Pikaljowo, wo Putin kam, sah und siegte.
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In der abgelegenen Provinzstadt hatten Arbeiter versucht, durch Strassenblockaden Lohnzahlungen und Fortsetzung der Produktion zu erzwingen.
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Putin brachte die Lohngelder gleich mit, schimpfte über die "Müllhalde", in die Oligarch Deripaska die Anlagen verwandelt habe und ranzte ihn (natürlich vor laufender Kamera)an: "Unterschreiben Sie!" (nämlich die Selbstverpflichtung, den Betrieb wieder anzuwerfen oder ihn abzugeben)
Dies Signal ist für Russland wohl wichtiger, als die Fanfarenstösse: Sozialer Protest lohnt sich, besonders, wenn er vom Kreml gestützt wird. Die Arbeiter des Zellulosekombinats am Baikalsee verstanden es sogleich und handelten unverzüglich.
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Allerdings: sowohl die Show auf den Strassen von Pikaljowo als auch die auf der Bühne des Wirtschaftsforum sind erstmal nur eine Show - mit gut verteilten Rollen.
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Am kommenden Mittwoch besucht Bundesaussenminister Frank Walter Steinmeier Moskau.
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Das könnte seiner Profilierung als Opel-Retter und richtiger Sozialdemokrat dienlich sein, besonders, wenn er sich nicht nur mit dem Kreml-Tandem treffen würde, sondern auch mit Vertretern des sozialen Protestpotentials.
Gisbert Mrozek, Moskau
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