Moskau. Baikal, Wolga, Kaukasus und Schwarzmeerküste. Russland ist reich an faszinierenden Landschaften, aber arm an Touristen. Gerade einmal 7,4 Mio. Ausländer besuchten 2003 die Russische Föderation. Um den Tourismussektor zu entwickeln, sollen Sanatorien privatisiert, Hotelbau gefördert und touristische Sonderzonen mit Steuererleichterungen für Reiseanbieter geschaffen werden.
Russland lebt vor allem vom Binnentourismus. Aber auch da gibt es Nachholbedarf. Mangelhafte Infrastruktur und schlechter Service behindern die Entwicklung der Kurorte. Die russische Mittelklasse verbringt den Sommerurlaub wegen des besseren Preis-Leistungsverhältnisses längst lieber in der Türkei oder in Ägypten.
Der Gouverneur der Schwarzmeerregion Krasnodar, Alexander Tkatschow, forderte auf der Staatsratssitzung am Freitag, die meist noch staatlichen oder gewerkschaftlichen Sanatorien zu privatisieren und den Hotelbau zu subventionieren. Außerdem sollen Betriebe, die ihren Mitarbeitern einen Urlaub innerhalb Russlands finanzieren, dies steuerlich geltend machen können.
Tkatschows Vorschlag zur Schaffung von Tourismus-Sonderzonen, in denen der Bau von Hotels und Freizeitanlagen steuerlich begünstigt werde, fand sogar Unterstützung bei Wirtschaftsminister German Gref. Allerdings würde damit nur ein Teil der Probleme gelöst.
Visabeschaffung und Registrierung machen einen Urlaub in Russland für Ausländer immer noch zu einem Hindernislauf über Beamtenschreibtische. Auch das sommerliche Abstellen der Warmwasserversorgung für etwa drei – vier Wochen ist nicht touristenfreundlich. Zwar sind die Grand-Hotels mit eigener Warmwasserversorgung ausgestattet, doch die vielen Privatpensionen bieten einen derartigen Service natürlich nicht.
Die vorgeschlagenen Maßnahmen werden an diesen Mängeln wenig ändern. Dafür könnten einige andere Tourismus-Barrieren eingerissen werden. Die Privatisierung soll einen Modernisierungsschub für die oft maroden staatlichen Sanatorien auslösen. Mit der Schaffung von Steuervergünstigungen versprechen sich die Verantwortlichen den Zufluss zusätzlichen Kapitals in die Tourismusbranche, damit mehr Wettberwerb und ein breiteres Angebot an touristischen Dienstleistungen.
Ob den lautstarken Forderungen eine neue Tourismuspolitik folgt, ist derzeit noch völlig offen. Der Umbau im staatlichen Tourismussektor führte zumindest vorübergehend dazu, dass sich keine Behörde kompetent zeigt. Im Wirtschaftsministerium ist keiner mehr zuständig und in der neuen föderalen Agentur für Sport und Tourismus müssen sich die Mitarbeiter erst einarbeiten, hieß es auf Anfrage von russland-aktuell.
(ab/.rufo)
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