Moskau. Nach dem Tode des georgischen Premierminister Surab Schwanija gibt es Zweifel an der offiziellen Todesursache durch auströmendes Gas aus einem defekten Heizofen. Eine Reihe von Unstimmigkeiten bei den Todes-umständen bieten Anlass zu Spekulationen. Der Premier war am frühen Donnerstag Morgen in Tbilisi zusammen mit einem Freund tot in dessen Wohnung aufgefunden worden.
Kohlenoxyd-Gas ist farb- und geruchlos, aber in konzentrierter Form sind Kopfschmerzen, trockener Hals, Pochen in der Schläfe und Brechreiz die Folge. Erst dann kommt es zu Schläferigkeit und Bewussstseinsverlust. Beobachter fragen sich nun, warum der 42-jährige Schwanija und dessen 25-jähriger Freund und Vize-Gouverneur der georgischen Provinz Kwemo Kartli Raul Jussupow bei auftretendem Unwohlsein nicht entsprechend reagierten und die Fenster öffneten.
Das das Gas so schnell einströmte, dass beide Freunde sofort das Bewußtsein verloren, wird für unwahrscheinlich gehalten. Schliesslich hielten sich die Männer nach offiziellen Angaben in unterschiedlichen Zimmern auf: Jussupow in der Küche und Schwanija im Wohnzimmer.
Vergiftung muss kein Unfall sein
Die Oppositionsanhängerin Irina Sarischwili bemerkte, dass die Todesursache Gasvergiftung nicht automatisch bedeutet, dass die Männer durch einen Unfall zu Tode gekommen sind. Sie verwies zudem auf Äusserungen des Wohnungsvermieters, wonach die Gasarmaturen bereits vor drei Monaten installiert wurden und angeblich einwandfrei funktionierten.
Der georgische Ex-Präsident Eduard Schewardnadse erinnerte daran, dass auch er drei Mal fast das Opfer eines Terroraktes geworden wäre. Das es sich bei dem jetzigen Ereignis um einen Anschlag auf die georgische Regierung handelte, schloss er jedoch aus.
Moskauer Hand oder Saakaschwili?
Wer aber steckt nun hinter den Anschlägen? In Georgien kursiert die Version, dass Moskau hinter der Tat stecke. Politiker und Experten in Russland beschuldigten im Gegenzug den georgischen Präsidenten Michail Saakaschwili.
Ein kremlnaher russischer Politologe vertrat in einem Bericht bei newsru.com die Meinung, dass Schwanija gegenüber Saakaschwili zu selbstbewusst aufgetreten sei und deshalb beseitigt werden musste. Die Zeitung „Nowaja Iswestija“ vermutet als möglichen Todesgrund, dass Schwanija gegen korrupte Beamte aus dem Umfeld des Ex-Präsidenten Schewardnadse vorgegangen sei. Ein weiteres Gerücht macht Vertreter von Clans und kriminellen Strukturen verantwortlich, die durch die „Rosenrevolution“ ihren Machteinfluss verloren haben.
Die Leiche Surab Schwanijas wurde indes in seine Wohnung überführt. Vor seinem Haus versammelten sich hunderte von Menschen, darunter Regierungsvertreter, Parlamentsabgeordnete sowie Freunde und Bekannte. Die Beerdigung soll am kommenden Wochenende stattfinden.
(jm/.rufo)
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