St. Petersburg/Hamburg. Russlands Präsident Wladimir Putin hat bei seinem gestern begonnenen Deutschlandbesuch die Gastgeber in mehrfacher Hinsicht angenehm überrascht: Russland will offenbar vorgezogen seine Auslandsschulden begleichen – und zeigte sich bei den Konfliktthemen Tschetschenien, Ukraine sowie den bedrängten demokratischen Freiheiten in Russland zumindest gesprächsbereit.
Bei einem Vorgespräch in Hamburg mit Bundeskanzler Gerhard Schröder hat Wladimir Putin laut Spiegel-online angedeutet, dass er Deutschland ein "großes Weihnachtsgeschenk" machen wolle. Dabei dürfte es sich wohl um eine vorgezogene Schuldenrückzahlung handeln. Angeblich wolle Russland von 2005 bis 2007 insgesamt 30 Milliarden Euro seiner Schulden begleichen. Davon könnten jährlich mehr als zwei Milliarden auf Deutschland entfallen, so Spiegel-online.
Geradezu handzahm zeigte sich Putin beim Thema Tschetschenien, bei dem sonst immer zwischen dem Westen und Russland schnell „eine schwarze Katze durchläuft“ – wie eine russische Redewendung lautet: „Ich bin gern bereit, mit Ihnen ausführlich darüber zu sprechen", sagte der Präsident zu Beginn des Treffens. Die Vorschläge Deutschlands seien in Moskau "sehr genau analysiert" worden. "Wir möchten diese Vorschläge voll und ganz übernehmen."
Klartext reden bei einem Bier – oder zwei
Auch über die Staatskrise in der Ukraine, die bedrängte Pressefreiheit in Russland und die letzten inneren Reformen im russischen Staatsaufbau wolle er mit Schröder bereden, sagte Putin.
Am Abend zogen sich die Duz-Freunde Putin und Schröder dann in das Hamburger Restaurant „Deichgraf“ zurück. Sie sprachen dort im wörtlichen Sinne unter vier Augen – ohne Dolmetscher.
Heute wird der deutsch-russische Gipfel auf Schloss Gottorf in Schleswig fortgesetzt. Dabei sollen Abkommen zum Jugendaustausch, zur Kooperation im Verkehrsbereich sowie zur Rettung aus Seenot und der Bekämpfung der Meeresverschmutzung unterzeichnet werden. Mit Sicherheit kommt auch die Energiekooperation sowie der Yukos-Skandal zur Sprache – wobei beide Politiker mit der geplatzten Übernahme von Yuganskneftegaz durch Gazprom eine Schlappe einstecken mussten. Am Nachmittag besucht Putin die Schröders privat in Hannover – und wird dabei wohl auch das drei Jahre alte Adoptivkind Victoria aus seiner Heimatstadt St. Petersburg kennenlernen.
(ld/.rufo)
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