St. Petersburg. Der nordossetische Präsident Alexander Dsassochow hat nach dem Geiseldrama von Beslan angekündigt, über seinen Rücktritt „nachzudenken“. Auf Druck von Demonstranten in Wladikawkas will er zunächst seine Regierung entlassen. Gestern hatten sich zu einer unangemeldeten Kundgebung über 5.000 Menschen vor Dsassochows Amtssitz versammelt.
Mit Sprechchören hatten die Menschen den ganzen Tag über Dsassochows Rücktritt gefordert. Die Demonstranten gaben der Führung von Nordossetien eine Mitschuld am blutigen Ende des Geiseldramas von Beslan. Dsassochow selbst war von den Geiselnehmern anfangs als Verhandlungspartner genannt worden, trat dann aber nicht in direkten Kontakt mit ihnen.
Nach Gesprächen mit einer Delegation der Protestierenden erschien der Republik-Präsident schließlich auf dem Balkon seines Amtssitzes und erklärte, dass er innerhalb der nächsten zwei Tagen einen Erlass über die Entlassung der Regierung herausgeben werde. „Wir machen dies, weil sich viele Fragen angesammelt haben, die es zu lösen gibt. Wir müssen dafür sorgen, dass alle, unabhängig davon, welche Schulterklappen sie tragen, für ihre Handlungen die Verantwortung tragen“, sagte Dsassochow.
Da die Menge sich damit aber nicht zufrieden gab und ihn selbst zum Rücktritt aufforderte, sagte Dsassochow schließlich, er denke darüber nach. Wie die „Iswestija“ heute schreibt, ist der Rücktritt bereits beschlossene Sache. Allerdings habe der Kreml Dsassochow gebeten, seine Entscheidung noch nicht publik zu machen.
Allerdings hat der nordossetische Präsident nur bedingt die Macht, die für die Sicherheit zuständigen Beamten zu entlassen: Sowohl der FSB-Chef der Republik wie auch der oberste Staatsanwalt werden nicht von ihm, sondern von Moskau ernannt. Aus dem „Machtblock“ untersteht ihm einzig Innenminister Kasbek Dsantijew – doch dieser hatte schon unmittelbar nach der Tragödie von Beslan seinen Rücktritt eingereicht. Dsassochow hatte diesen jedoch bislang nicht angenommen, der Innenminister ist nach wie vor im Amt.
(ld/.rufo)
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