St. Petersburg. Erst entzog der national-patriotische Wahlblock „Rodina“ ihrem Führer Sergej Glasjew die Unterstützung bei der Präsidentenwahl, und nun ist er auch die Fraktionsführung in der Staatsduma los. Seinen Platz soll der bisherige Vize-Speaker der Duma Dmitri Rogosin bekommen.
Den Posten des Vize-Speakers im russischen Unterhaus wird wiederum dem Vize-Vorsitzenden der Rodina-Fraktion Sergej Baburin angetragen. Über seine Kandidatur wird die Duma voraussichtlich am heutigen Freitag abstimmen.
Bereits am Donnerstag hatte Glasjew gegenüber der Tageszeitung „Kommersant“ gesagt, in der Präsidentenverwaltung würde auf sein Ausscheiden vom Fraktionsvorsitz hingearbeitet. Gestern präsentierten Rogosin und Baburin ihm dann das Ergebnis einer „Meinungsumfrage“, bei der sich 22 von 38 Fraktionsmitgliedern von „Rodina“ für Glasjews Rücktritt ausgesprochen hatten.
Glasjew ist unterdessen gar nicht mit der Entscheidung seiner ehemaligen Kampfgenossen einverstanden. Am Donnerstag Abend kam es in der Duma sogar zu Handgreiflichkeiten seitens der Mitarbeiter des geschassten „Rodina“-Leiters, als Unbekannte in Zivil versuchten, das Schild mit Glasjews Namen von der Fraktions-Tür abzunehmen.
Am Donnerstag verkündete Glasjew weiterhin, er sähe sich nach wie vor in der Verantwortung für seine Fraktion, auch wenn er nun lediglich ein einfacher Abgeordneter sei. Die „Iswestija“ sieht hinter diesen Worten aber nicht mehr als ein Verzögerungs-Manöver. Die Marke „Rodina“, die bei den Duma-Wahlen im Dezember mehr als fünf Millionen Wählerstimmen auf sich vereinigen konnte, erlaubt dem Präsidentenkandidaten Glasjew, am 14. März sein Gesicht zu wahren. Nach der Wahl wird ihn kaum etwas in den Reihen derer halten, die er für Verräter hält.
(sb/.rufo)
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