Moskau. Über 40 hochrangige Würdenträger der Russischen Orthodoxen Kirche haben in einem offenen Brief an Präsident Wladimir Putin gegen eine geplante Reform der Grundsteuer in Russland protestiert. Die Reform werde viele Klöster und kirchliche Einrichtungen in den Ruin treiben, heißt es in dem Schreiben, dessen Text das kirchliche Außenamt am Dienstag verbreitete. Die russische Staatsduma hatte im Oktober für Änderungen im russischen Steuerrecht gestimmt, denen zufolge nur noch die Kirchengebäude selbst, nicht aber andere kirchliche Immobilien von der Grundsteuer befreit werden.
Die orthodoxe Kirche müsste dann Steuern für Waisenhäuser, Pilgerheime, Priesterseminare und landwirtschaftlich genutzte Gebäude zahlen, die vielen Klöstern angegegliedert sind. “Einige politische Akteure wollen nicht verstehen, dass die Kirche und andere religiöse Organisationen nicht kommerziell und auf Gewinn hin orientiert sind”, heißt es in dem Brief. Sollten die Gesetzesänderungen in Kraft treten, wäre dies ein schweres Hindernis für die “gesellschaftlich nützliche” Arbeit der Kirche und werde der Entwicklung “normaler Beziehungen” zwischen Staat und Orthodoxie schaden.
In den 1990-er Jahren hatte die orthodoxe Kirche in Russland viele nach der Oktoberrevolution enteignete Gebäude zur Nutzung zurückerhalten. Um die meist nötigen aufwendigen Renovierungsarbeiten der zu Sowjetzeiten heruntergekommenen und oft zweckentfremdeten Kultbauten zu finanzieren, wurden der Kirche zahlreiche Steuerprivilegien eingeräumt. Die orthodoxe Kirche konnte dank dieser Vergünstigungen in den vergangenen Jahren ein eigenes Wirstchaftsimperium aufbauen.
(epd/kp)
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