Moskau. Der Gouverneur von Twer Wladimir Platow wurde am Montag von der Staatsanwaltschaft zur Befragung vorgeladen. Sie wirft ihm Überschreitung seiner Amtsbefugnisse und Handlungen zum Nachteil seiner Region vor. Der Gouverneur soll in einen Unterschlagungsskandal verwickelt sein, der die Region Twer 463 Millionen Rubel (13 Mio. Euro) kostete. Platow bestreitet seine Beteiligung. Nach der Befragung wurde er vorläufig auf freien Fuß gesetzt, darf das Gebiet jedoch nur noch mit Erlaubnis der Staatsanwälte verlassen.
Bei der Befragung berief sich Platow darauf, nicht gegen sich selbst aussagen zu müssen und blieb stumm. Dennoch ließen ihn die Ermittler gegen Unterschrift wieder laufen. Seinen Amtspflichten als Gouverneur darf er ebenfalls weiter nachkommen. Führt ihn eine Dienstreise allerdings in ein anderes Verwaltungsgebiet Russlands muss er, wenn er dort übernachten will, die Staatsanwaltschaft um Genehmigung bitten.
Die Staatsanwälte werfen ihm vor, einem befreundeten Unternehmer Anleihen des Verwaltungsgebietes Twer in Höhe von 500 Mio Rubel (14 Mio. Euro) zugeschanzt zu haben. Von der Summe wurde allerdings nur ein geringer Teil wieder in die Kassen Twers eingezahlt. Der Großteil der Summe ist verschwunden.
Der Unternehmer Oleg Obschigalow, der an dem Coup beteiligt gewesen sein soll, sitzt schon seit einem Monat in Untersuchungshaft. Die Staatsanwälte boten ihm Straffreiheit an, wenn er gegen Platow aussage. Als er seine Mitarbeit verweigerte, wurde er nach Angaben der Tageszeitung „Kommersant“ in eine überfüllte Gemeinschaftszelle überführt.
Beschwerden seines Anwalts Maxim Smal bei Generalstaatsanwalt Wladimir Ustinow gegen die unmenschliche Behandlung blieben ohne Erfolg.
Platow will im Dezember erneut bei den Gouverneurswahlen antreten. Er behauptet, dass sein Gegenkandidat, General-Oberst der Polizei Igor Subow, ihn mit dieser Kampagne aus dem Rennen werfen wolle. Deshalb habe er bei der Befragung auch nichts gesagt, begründete er sein Schweigen gegenüber den Ermittlern.
(ab/.rufo)
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