Moskau. Gegen den Gouverneur des Verwaltungsgebietes Twer (etwa 170 Kilometer nordwestlich von Moskau) Wladimir Platow wurde am Donnerstag eine großangelegte Untersuchung wegen Unterschlagung von 463 Millionen Rubel (14 Mio. Euro) eingeleitet. Beamte der Staatsanwaltschaft, des Innenministeriums und vom Geheimdienst FSB durchsuchten sowohl die Arbeitsräume des Gouverneurs, als auch dessen Haus und Datscha. Platow, der am 7. Dezember wieder als Kandidat bei den Gouverneurswahlen antreten will, beschuldigt seinen Gegenkandidaten, eine Hetzkampagne gegen ihn zu veranstalten. Am Freitag tauchte Platow sicherheitshalber unter.
Der prominenteste Gegenkandidat des Untergetauchten heißt Igor Subow und ist General-Oberst der Polizei und ehemaliger Stellvertretender Innenminister in Moskau. Diesen Posten bekleidete er unter Wladimir Ruschailo, der inzwischen auf den Posten des Sekretärs im russischen Sicherheitsrat abgeschoben wurde. Dennoch hat Subow weiterhin gute Beziehungen zu den Sicherheitsorganen. Diese soll Subow nun ausgenutzt haben, um Platow aus dem Rennen um den Gouverneursposten zu werfen.
Doch die Vorwürfe gegen Platow sind gewichtig und wenn es ihm nicht gelingt, sie zu entkräften, ist ein Rücktritt das kleinste Übel, das ihm droht. 2002 hat das Verwaltungsgebiet Twer Anleihen in Höhe von 500 Millionen Rubel ausgegeben, um das Haushaltsdefizit zu decken und Sozialprogramme finanzieren zu können.
Bei der Auktion um die Obligationen gewann die Moskauer Invest-Gesellschaft „Orthodox-Plus“. Der Vertrag zwischen dem Verwaltungsgebiet und der Bank wurde abgeschlossen. „Orthodox-Plus“ verkaufte die Anleihen auf dem Markt weiter und verschwand dann völlig unorthodox. Zum Zeitpunkt ihres Verschwindens hatte die Firma gerade einmal 37 Millionen Rubel nach Twer überwiesen. In der Gebietskasse fehlen also 463 Millionen Rubel. Die Ermittler verdächtigen Platow, mit „Orthodox-Plus“ unter einer Decke zu stecken.
Die Beziehungen zwischen Platow und der Bank „Orthodox“ liegen jedoch noch in dichtem Nebel. Nicht nur die Bank tauchte unter, auch deren Vertreter Pawel Woltschkow verschwand spurlos. Und am Freitag, einenTag nach der Durchsuchung seiner Räumlichkeiten, hatte scheinbar auch Gouverneur Platow das Weite gesucht. Zur Arbeit erschien er jedenfalls nicht, und auch seine Mitarbeiter konnten keine Angaben zu seinem derzeitigen Aufenthaltsort machen.
Die Beschuldigungen gegen Subow, schwarze PR gegen Platow zu machen, erschienen noch am Donnerstagabend auf der offiziellen Internetseite der Gebietsadministration, doch den Gouverneur selbst hat niemand mehr gesehen.
(ab/.rufo)
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