Moskau. Der russische Exil-Oligarch Boris Beresowski hat politisches Asyl in Großbritannien erhalten, wo er sich seit Längerem aufhält. Den Antrag hatte Beresowski schon 2002 gestellt, doch Anfang April diesen Jahres wurde das Gesuch zunächst abgelehnt. Am Mittwoch dann die Kehrtwende. „Nach sorgfältiger Prüfung entschied der Innenminister, Ihrem Klienten den Status eines politischen Flüchtlings im Vereinigten Königreich zuzusprechen“, hieß es in einem Brief an Beresowskis Anwälte. Damit ist klar, dass Beresowski nicht an Russland ausgeliefert wird.
Der Oligarch erhält das Recht, ständig in Großbritannien zu leben. Den Status eines Politflüchtlings erhalten Personen, deren Leben in ihrem eigenen Land gefährdet ist. Boris Beresowski hatte schon des öfteren behauptet, dass er bei einer Rückkehr nach Russland in Lebensgefahr sei. Bei einer Sitzung seiner Partei „Liberales Russland“ hatte er per Videoübertragung aus London schwere Beschuldigungen in Richtung Kreml abgegeben.
Die russische Staatsanwaltschaft wollte keinen Kommentar zur Entscheidung des britischen Innenministers David Blankett abgeben. Sergej Nikulin, ein Abteilungsleiter im Justizministerium teilte dagegen mit, dass es noch keine offizielle Bestätigung der Entscheidung gäbe. „Bisher sind das nur Worte Beresowskis“, sagte er.
Beresowski wird in seiner Heimat des Betrugs und Diebstahls bezichtigt. Inoffiziell wird auch gemunkelt, er sei in diverse Auftragsmorde verwickelt. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass Beresowskis „Kronzeuge“ Alexander Litwinenko, ein ehemaliger KGB- und FSB-Agent, ebenfalls lebenslanges Asyl in Großbritannien erhielt (allerdings schon 2001). Litwinenko hatte behauptet, dass die Beschuldigungen gegen Beresowski falsch seien.
Im Juni 1995 rettete er dem Oligarchen nach eigenen Angaben das Leben, als er ein angebliches Mordkomplott gegen Beresowski vereitelte. In seinem Buch „Der FSB sprengt Russland“ beschuldigte Litwinenko seinen ehemaligen Arbeitgeber, die Detonationen in Moskauer Wohnhäusern im Herbst 1999 selbst organisiert zu haben, um den Krieg in Tschetschenien beginnen zu können. Seit dieser Zeit war Litwinenko nicht mehr besonders beliebt in der Geheimdienstzentrale Lubjanka.
(ab/.rufo)
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