Moskau. In der zweiten Runde der tschetschenischen Präsidentschaftswahlen könnte es zu einem Bündnis der übrigen Kandidaten gegen den derzeitigen Amtsinhaber Achmed Kadyrow kommen. Der tschetschenische Geschäftsmann und Präsidentschaftskandidat Malik Saidullajew erklärte, dass er sich mit einigen anderen Kandidaten schon darauf geeinigt habe, in der zweiten Runde den Gegenkandidaten Kadyrows zu unterstützen. Gleichzeitig beschuldigte er Kadyrow, in Tschetschenien „die Anarchie“ eingeführt zu haben.
Der Konflikt zwischen den föderalen Truppen und den Rebellen in Tschetschenien hat sich in letzter Zeit zu einem Konflikt zwischen der gegenwärtigen Administration und dem tschetschenischen Volk gewandelt“, behauptet Saidullajew. Schuld daran sei Kadyrow, deswegen sei eine Bündelung aller Kräfte notwendig, um seinen Sieg bei den Wahlen im Oktober zu verhindern.
Der Koalition Saidulajews sind bereits der Astrachaner Bauunternehmer Said-Chamsat Gairbekow und der Stellvertrende Generaldirektor des Hotels „Rossia“ Chusain Dschabrailow (Sein Bruder Umar Dschabrailow trat schon bei den russischen Präsidentschaftswahlen 1996 an) beigetreten. Einige weitere politische Schwergewichte in Tschetschenien scheinen ebenfalls bereit, dem Wahlbündnis gegen Kadyrow beizutreten. So z.B. der frühere Vorsitzende des Obersten Sowjets Ruslan Chasbulatow, der Stellvertretende Generalgouverneur für Südrussland Said-Selim Peschchojew und der tschetschenische Presseminister Bislan Gantamirow.
Wenn auch Aslambek Aslachanow antritt, würde er sich wohl ebenfalls an dieser Koalition beteiligen, vermutet die Tageszeitung Wremja Nowostei. Bisher hat der Duma-Abgeordnete für Tschetschenien jedoch noch nicht entschieden, ob er an den Wahlen teilnimmt, da er einen unfairen Wahlkampf befürchtet.
Die Opposition hegt den Verdacht, dass Übergangspräsident Kadyrow seinen Amtsvorteil zu Wahlkampfzwecken missbrauchen wird. Sollte das geschehen, kündigte Saidullajew an, würden alle übrigen Kandidaten ihren Rücktritt aus der Wahl erklären.
Kadyrow bestreitet, dass er gedenke, Vorteile aus seinem Amt zu ziehen . Er habe sich sogar für die Zeit des Wahlkampfes beurlauben lassen, um zu zeigen, dass er die administrativen Ressourcen nicht braucht, um zu gewinnen.
Die schweren Beschuldigungen Saidullajews bestätigen zumindest die Vermutung Gantamirows im Interview mit russland-aktuell. Der hatte einen „heißen Wahlkampf“ prophezeit.
(ab/.rufo)
|