Moskau. Vize-Premier Alexej Gordejew will die Versteigerungen von Fischfangquoten in Russland abschaffen. „Fische, die sich noch im Wasser befinden, zu verkaufen, ist nicht die richtige Methode“, sagte er. Deshalb kündigte Gordejew an, die Quotenregelung ab Januar 2004 abzuschaffen. Damit erneuert er die Forderung des vor kurzem gefeuerten, skandalumwitterten Chefs des nationalen Fischereikomitees Jewgeni Nasdratenko. Nur war dieser genau wegen eines Streits um die Quoten von Ministerpräsident Michail Kassjanow aufs Trockene gesetzt worden.
Selbstverständlich bevorteilten die Auktionen Bieter mit viel Geld. Das höchste Gebot sicherte sich die meisten Fangrechte. Danach konnte der Gewinner Teile seiner Quote an die kleinen Fischer weiter verkaufen, natürlich zu einem wesentlich höheren Preis pro Tonne als er selbst auf der Auktion bezahlt hatte. Die Abschaffung dieser Regel hat also etwas Begrüßenswertes.
Doch ist noch nicht klar, was Gordejew an Stelle dieser Auktionen einsetzen will, um die Bioressourcen Russlands zu schützen. Ein völlig unbeschränkter Fischfang würde schnell zu einer Vernichtung der Fischbestände in den Gewässern führen. Bisher konnte Gordejew keine Äußerungen über die zukünftigen Regelungen machen. Dies soll erst im Juli auf einer Regierungssitzung besprochen werden, nachdem die nationale Fischfangkomission sich damit befasst hat.
Klar ist, die Fischer müssen auch weiterhin für ihren Fang bezahlen. Doch sollen Beamte zukünftig zwischen „gewissenhaften“ und „unzuverlässigen Marktteilnehmern“ trennen und denen, die für die „Realisierung sozialer Programme“ fischen, Vorteile gewähren. „Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen“, heißt es in einem alten deutschen Märchen. Und märchenhaft mutet es auch an, wenn man glaubt, dass mit dieser Maßnahme das Hauptproblem der Fischwirtschaft Russlands, die Korruption, gelöst wird. Der einfachste Vorschlag - jeder bezahlt das, was er gefangen hat - scheitert leider daran, dass sich auch auf diese Weise kaum ein Fischer einschränken wird.
(ab/.rufo)
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