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06-03-2003 Politik |
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Russen im Irak: raus, nicht rein
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St. Petersburg. Trotz seines angekündigten Vetos im UN-Sicherheitsrat ist sich Russland nicht sicher, einen Krieg im Irak noch abwenden zu können. Bester Beweis dafür ist die am Donnerstag angelaufene Evakuierung russischer Staatsbürger aus Bagdad. Russen, die Saddam bei der Verteidigung seines Landes helfen wollen, werden umgekehrt nicht hineingelassen: Die irakische Botschaft in Moskau wird den angeblich 7000 Freiwilligen keine Visa ausstellen.
Eigentlich hätte der russische Katastrophenschutzdienst seine Flugzeuge zwischen Moskau und Bagdad in beiden Richtungen auslasten können: Während in den nächsten Tagen die etwa 700 Menschen zählende russische Gemeinde wegen der Kriegsgefahr aus dem Zweistromland weitgehend herausgeholt werden soll, wollten angeblich zehn Mal mehr russische Staatsbürger in den Irak reisen, um dort gegen die US-Truppen zu kämpfen.
So viele Freiwillige sollen sich in den letzten Wochen bei der Moskauer Vertretung des Irak gemeldet haben. Ob sie dabei mehr finanzielle Interessen oder antiamerikanische Gefühle leiteten, blieb unbekannt. Eine ähnliche Bewegung hatte es vor gut zehn Jahren während des Krieges in Bosnien gegeben: Russische Söldner kämpften damals auf Seiten der serbischen Truppen. Einige von ihnen, die sich im Kampf besonders auszeichneten, erhielten anschließend nicht nur ihren Sold, sondern auch eine Wohnung in Serbien und die jugoslawische Staatsbürgerschaft, berichtet heute „gazeta.ru“.
Botschafter Abba Chalaf erteilte den Möchtegern-Fremdenlegionären jetzt aber eine Abfuhr: „Der Irak ist unser Land und wird von den Irakern selbst geschützt werden“, weshalb die Freiwilligen trotz ihrer „edlen Bestrebungen“ keine Einreisevisa erhalten werden. Sein Land habe auch nicht vor, in dem Konflikt Ausländer als „lebende Schutzschilde“ zu gebrauchen.
Damit russische Bürger nicht ungewollt in diese Rolle geraten, schickte die Regierung am Donnerstag eine Il-62-Langstreckenmaschine des Katastrophenschutz-Ministeriums nach Bagdad. In insgesamt fünf Flügen sollen bis spätestens Dienstag etwa 600 russische und ukrainische Staatsbürger ausgeflogen werden. Neben Personal von offiziellen und wirtschaftlichen Vertretungen und deren Familienangehörigen waren größere Gruppen russischer Fachkräfte beim Bau eines Wärmekraftwerks sowie bei der Erschliessung eines Ölfeldes 300 Kilometer nördlich von Bagdad tätig. Das russische Außenministerium betonte, es handele sich bei der Luftbrücke nicht um eine Evakuierung, sondern nur um eine „Verringerung der russischen Kolonie im Irak“ aus Vorsichtsgründen. Die russische Botschaft in Bagdad soll wie gehabt weiterarbeiten.
(ld/rUFO)
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