Moskau. Der greise KP-Chef Konstantin Tschernjenko plante nach seinem Machtantritt offenbar, Josef Stalin wieder zu Ansehen und Würde zu verhelfen. Auf einer Politbüro-Sitzung sei 1984 die vollständige Rehabilitierung Stalins besprochen worden, berichtete der Perestroika-Chefideologe Alexander Jakowlew unter Berufung auf Archiv-Materialien. Dabei sei auch von der Führungsriege der Sowjetunion auch die Rückbenennung von Wolgograd in Stalingrad befürwortet worden. Vorsichtigen Widerspruch wagte nur der Tschernenko-Nachfolger Michail Gorbatschow.
Gorbatschow habe laut Sitzungsprotokoll nebulös erklärt, ein solcher Schritt habe „sowohl Vorzzüge, als auch Nachteile“, sagte Jakowlew der Zeitung „Moskowskij Komsomolez“. Hätte Generalsekretär Tschernjenko nicht bereits kurz nach der Sitzung das Zeitliche gesegnet und seine Pläne umsetzen können, hätte es nach Ansicht des Gorbatschow-Mitstreiters Alexander Jakowlew keine Perestroika gegeben. „Alle hätten stattdessen freudig die Rückkehr Stalins in sein Mausoleum beklatscht und die Schrauben wären wieder angezogen worden.“
Den Tyrannenleichnam, der 1953 im Leninmausoleum aufgebahrt worden war, hatte Nikita Chruschtschow im Oktober 1961 in einer Nacht- und Nebelaktion dort wieder entfernen lassen und an der Kremlmauer beerdigen. Gerüchten zufolge sollen Stalins sterbliche Überreste dort aber gar nicht mehr liegen, sondern kurz nach der Verbannung aus dem Mausoleum in einer weiteren Geheimaktion verbrannt worden sein.
(rUFO/kp).
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