Moskau. Der russische Parlamentsabgeordnete Sergej Juschenkow hat angeregt, auf dem Territorium des Moskauer Kreml nach dem Vorbild des Vatikan einen unabhängigen orthodoxen Staat zu gründen. Der Jahrhunderte alte Traum vieler orthodoxer Christen von Moskau als dem Dritten Rom könne dann wahr werden, sagte der Politiker dem epd. Ein solcher Staat würde gleiche Ausgangsbedingungen für die orthodoxe und die katholische Kirche schaffen.
In der Vergangenheit habe der russische Staat immer wieder versucht, sich die Kirche unterzuordnen oder sie zu Sowjetzeiten gar zu vernichten, sagte Juschenkow. Gegenwärtig gewinne die orthodoxe Kirche immer mehr Einfluss auf staatliche Strukturen. Gerade ein orthodoxer Vatikan könne daher dabei helfen, die in der russischen Verfassung garantierte Trennung von Staat und Kirche durchzusetzen, erklärte der liberale Dumaabgeordnete.
Als realistischen Zeitpunkt für die Gründung des Kreml-Staates nannte Juschenkow das Jahr 2018, in dem sich der Beginn des kommunistischen Terrors gegen die Kirche zum 100. Mal jähre. Nach Ansicht Juschenkows könnte dem russischen Staatsoberhaupt an anderer Stelle in Moskau eine „bescheidene“ Residenz gebaut werden.
Der Moskauer Kreml ist seit dem Mittelalter das Zentrum der weltlichen Macht Russlands. Der heutige Sitz des russischen Präsidenten ist mit seinen unzähligen Kulturschätzen in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen worden. Auf dem 28 Hektar großen Territorium des Kreml befinden sich mehrere Museen, eine Reihe von Kathedralen, ein Konzertsaal sowie Gebäude, die von der Präsidentenverwaltung genutzt werden. Die prunkvollen Zarenpaläste auf dem Gelände sind gewöhnlichen Touristen nicht zugänglich.
(epd/kp).
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