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07-10-2002 Politik

Beresowski bändelt mit Kommunisten an

Moskau. Man stelle sich vor, Neonazi Dr.Frey machte ein Interview mit Michel Friedmann. Und Friedmann kündigte ein Bündnis mit Schönhuber an, um die Demokratie in Deutschland zu retten. In Russland ist sowas möglich. Skandal-Millionär Boris Beresowski lobt in einem Interview mit der hurrapatriotisch-kommunistischen Zeitung „Sawtra“ die Kommunisten für ihre Opposition gegen Putins Totalitarismus. Woraufhin die Partei „Liberales Russland“, die bisher von Beresowski finanziert wurde, ihn aufforderte, die Partei schleunigst zu verlassen.

Das Interview führte „Sawtra“-Chefredakteur Alexander Prochanow in der britischen Nobel Villa Beresowskis, der von sich behauptet, ein Firmen-Imperium von 3 Milliarden Dollar zu kontrollieren.

Prochanow war bisher durch ungehobelte national-bolschewistische Kommentare und Sozialrethorik aufgefallen. Während er 1993 mit Wort und Tat den Putsch gegen Jelzin unterstützte, beschäftigte sich Beresowski (zusammen mit dem jetzigen Chef der Putin-Administration, Alexander Woloschin) mit feingestrickten Finanzschiebereien und prahlte im Playboy mit seiner Potenz.

Kernaussage des Interviews, das Ende vergangener Woche in dem Wochenblatt „Sawtra“ erschien, Beresowski will die Kommunisten unterstützen, um den totalen Sieg der Geheimdienstler um Putin zu verhindern. Besser eine kommunistische Opposition, als gar keine, so Beresowski. Im Dienste der Liberalität mit den Kommunisten gegen Putins Totalitarismus. Man müsse mit allen Mitteln der Diktatur widerstehen, kündigte Beresowski an.

Seine eigene Partei „Liberales Russland“ mag die Polit-Akrobatik ihres Hauptsponsors allerdings nicht mitmachen.

Der Co-Vorsitzende der „LR“, Sergei Juschenkow spricht von Verrat und forderte heute Beresowski auf, die Partei selbst zu verlassen. Wenn Beresowski geht, wäre „LR“ einen anrüchigen Vorsitzenden und 100 Millionen Dollar los, die Beresowski für den Wahlkampf versprochen hatte – die die „LR“ aber sowieso kaum nutzen könnte, weil das Parteigesetz Finanzierung aus dem Ausland verbietet.

Beresowski spart 100 Millionen, über die er vermutlich sowieso nicht verfügt.

Die wahren Verlierer der Operation sind die Kommunisten, die plötzlich einen Verbündeten haben, der ihnen wie kein anderen die Stammwähler vergraulen könnte.

Zufrieden dürfte eigentlich die „LR“ sein. Sie ist ihren Gründungsvater los, der auch im liberalen Spektrum mehr als umstritten ist – und für die „LR“ immer mehr zur Belastung wurde. So wurde der „LR“ vor kurzem vom Justizministerium aus fadenscheinigen Gründen die Registrierung als Partei verweigert. Nach der Trennung von Beresowski sind die Chancen erheblich gestiegen, doch registriert und aufs politische Spielfeld gelassen zu werden.

Es sei Beresowskis fixe Idee, unbedingt Putin stürzen zu wollen, sagte der Co-Vorsitzende der „LR“, Viktor Pochmelkin. Darum suche er das Bündnis mit den Kommunisten. Putins Sturz wäre aber mit schweren Erschütterungen verbunden. Die „LR“ hingegen wolle Stabilität und ein aufblühendes Russland.

Panoptikum der politischen Absurditäten.

(rUFO/gim)

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