St. Petersburg. Das russische Verkehrsministerium sieht vorerst keinen Grund, das Großraumflugzeug Il-86 wegen angeblicher Sicherheitsmängel aus dem Verkehr zu ziehen. Anlass für diese Forderung ist die jetzt abgeschlossene Untersuchung des Absturzes einer solchen Maschine im Juli 2002 nahe des Flughafens Scheremetjewo.
Bis zum 28. Juli letzen Jahres durfte die Iljuschin-86 als sicherstes Flugzeug der Welt gelten: In 22 Jahren war nie eine dieser Maschinen mit tödlichen Folgen für die Insassen verunglückt. Doch dann stürzte eine Il-86 der Petersburger Fluglinie Pulkovo kurz nach dem Start in Moskau ab. Glücklicherweise waren keine Passagiere an Bord, aber 14 der 16 Besatzungsmitglieder kamen ums Leben.
Bei der jetzt abgeschlossenen Untersuchung des Unfalls formulierte ein Mitglied der Expertenrunde eine abweichende Meinung: Der Sicherheitsspezialist der Staatlichen Zivilluftfahrtbehörde bezeichnete die Il-86 als „nicht sicher“, auch entsprächen einige technische Lösungen nicht den vorgeschriebenen Luftfahrtnormen. Darunter sei die Steuerung des Höhenleitwerks, die als nicht verlässlich einzustufen sei. Das die Untersuchung führende „Zwischenstaatliche Luftfahrt-Komitee“ äußerte deshalb die Forderung, dass das Zertifikat der Il-86 rückgängig gemacht werden müsste. Gegenwärtig sind noch 41 dieser bis zu 350 Passagiere aufnehmenden Maschinen bei russischen Fluglinien im Einsatz.
Ein Defekt der Höhensteuerung hat möglicherweise die Pulkovo-Il-86 ins Verderben gerissen: Das Steuer arretierte nach dieser Version nach dem Start selbsttätig in voll ausgeschlagener Stellung, was die Maschine in einen fast senkrechten Steigflug zwang. Dann sackte sie durch und schlug auf dem Boden auf. Der Untersuchungsbericht schließt aber auch nicht aus, dass dem Piloten ein Bedienungsfehler unterlief.
Ein Vertreter der Flugsicherheits-Aufsicht des Verkehrsministeriums erklärte heute, er sehe keinen Anlass für ein Flugverbot für die Il-86. Nach dem Absturz seien die Höhenruder-Steuerungen aller Il-86 überprüft worden. Der Einsatz der Iljuschin-86 sei weiterhin als sicher zu vertreten.
(ld/rUFO)
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