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Freitag, 26.04.2002
Wir können diesen Ansturm stoppenVon Karsten Packeiser (Moskau/ epd). Als die Sowjetunion Anfang der 90er Jahre auseinander fiel und ein ideologisches Vakuum hinterließ, witterten zahlreiche ausländische Sekten ihre Chance und gingen auf Seelenfang in Russland. Die Russische Orthodoxe Kirche betrachtet die Verbreitung der Sekten mit Sorge. Aber auch aus dem Ausland kommende christliche Prediger und Mitarbeiter von Missionsgesellschaften gelten als unerwünschte Gäste.
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Vertreter protestantischer freikirchlicher Organisationen klagen über zunehmende Behinderungen ihrer Arbeit. Ausländische Mitarbeiter haben Schwierigkeiten bei der Visabeschaffung. In vielen Regionen weigern sich die Behörden, Zweigstellen von Missionsgesellschaften oder Gemeinden offiziell registrieren zu lassen.
"Unsere Arbeitsbedingungen in Russland sind zwar besser als in manchen Ländern mit autoritären politischen Systemen, aber viel schwieriger als anderswo in Europa", heißt es beispielsweise bei der internationalen Missionsgesellschaft "Campus für Christus" in Moskau.
"Wir müssen damit leben, als Sekte zu gelten", meint Achim Gramsch, Mitarbeiter von "Campus für Christus". Die Organisation arbeitet unter dem Namen "Neues Leben" seit Anfang der 90er Jahre offiziell in Russland, vor allem unter Studenten und bei der Ausbildung von Pastoren. Ihr Ziel ist es, Grundwerte der Bibel zu vermitteln. Offizielle Kontakte zur orthodoxen Kirche gibt es nicht.
Erzbischof Ioann von Belgorod und Staryj Oskol leitet die Missionsabteilung des Moskauer Patriarchats der orthodoxen Kirche. Zu den Aufgaben seiner Abteilung zählt der Kampf gegen totalitäre Sekten. Eine von ihm herausgegebene Broschüre zählt allein 89 destruktive religiöse Organisationen auf, die im Land tätig sind. Von Satanisten über die Aum-Sekte und Scientology bis zu den Zeugen Jehovas reicht die Liste.
"Viele Menschen in Russland fühlten sich nach Beginn der Reformen sozial nutzlos. Sie suchten Trost im Glauben und gleichzeitig etwas Neues und fielen so in die Netze der Sekten", erklärt Ioann. Den ausländischen Missionaren wirft er vor, ihre Arbeit vielfach nur als Gelderwerb zu sehen. "Die Ausländer predigen oft nicht Christus, sondern den westlichen Lebensstil", so der Erzbischof.
Seit es in Moskau Versuche gegeben hat, die Heilsarmee als "militaristische Organisation" gerichtlich verbieten zu lassen, sind auch die Mitarbeiter von "Campus für Christus" vorsichtiger geworden. Sie versuchen, selbst die unsinnigsten Vorschriften der Behörden zu beachten, um diesen keinen Anlass für rechtliche Schritte zu geben.
Die Russische Orthodoxe Kirche gibt sich zuversichtlich, beim Konflikt mit Sekten und ausländischen Missionaren die Oberhand zu behalten. "Wir verfügen über alles Notwendige, um diesen Ansturm zu stoppen", sagt Erzbischof Ioann. Offiziell benötigt kein ausländischer Prediger eine Erlaubnis des Patriarchats für seine Tätigkeit. Wichtig sei nur, dass Ausländer sich an die Gesetze halten und eine staatlichen Erlaubnis für die Missionstätigkeit besitzen, heißt es.
Doch die russisch-orthodoxe Kirche verfügt über gute Beziehungen zu staatlichen Stellen: So darf seit vergangener Woche ein weiterer hoher Würdenträger der katholischen Kirche nicht mehr nach Russland einreisen: Die Behörden erklärten den Bischof von Irkutsk, Jerzy Mazur, ohne Angabe von Gründen zur unerwünschten Person.
Manchmal wirken aber bereits Drohungen. Als die Direktorin eines Museums nahe Moskau ihre Räume für eine Bibelveranstaltung von Baptisten vermieten wollte, drohte ihr der örtliche orthodoxe Priester offen mit ernsten Konsequenzen. Die Baptisten mussten ihr Treffen absagen.
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(Topfoto: Archiv/.rufo)
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