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21-01-2005 Panorama |
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Die Eliten-Kaderschmiede wird 250
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Von Alexej Dubatow, Moskau. Die Moskauer Staatliche Lomonossow-Universität feiert am kommenden Dienstag ihr 250jähriges Bestehen. Gäste aus dem In- und Ausland werden erwartet. Wie der Rektor, Professor Viktor Sadownitschi, am Freitag www.aktuell.ru in einem Interview sagte, kommen unter anderem zahlreiche hochrangige GUS-Politiker, die dort studiert haben, zu einer Festtagung in ihrer Alma Mater auf den Moskauer Sperlingshügeln.
Die Lomonossow-Universität verstehe sich nach wie vor als Kaderschmiede für russische Eliten, sagte Professor Sadownitschi weiter. Immer noch bewerben sich im Schnitt drei bis sechs Schulabgänger um einen verfügbaren Studienplatz. Bei „Modeberufen“ wie Wirtschaftsmanager oder Jurist kommen sogar 20 und mehr Interessenten auf eine Stelle. Attraktiv wirke die Qualität der Ausbildung, sagte der Rektor. Die Lomonossow-Universität hat Abkommen über die gegenseitige Anerkennung ihrer Diplome mit vielen Ländern der Welt.
Die Moskauer Universität hat eine Filiale für 1000 Studenten in Sewastopol auf der Krim. Das Studium sei für sie kostenlos, so der Rektor. Zurzeit bemühe man sich darum, dass dort vergebene Diplome uneingeschränkt als die der Moskauer Universität anerkannt werden. Die Schaffung von Filialen sei auch in drei weiteren GUS-Ländern geplant. Die Gespräche darüber seien im Gange.
Konsequent konservativ
In ihrer Ausbildungspolitik bleibt die Moskauer Staatsuniversität konservativ. Man halte an den aus der Zarenzeit stammenden Rechten und Freiheiten wie der Wählbarkeit des Rektors fest, sagte Sadownitschi. Er sei auch gegen die Abschaffung von Aufnahmeprüfungen, wie es von der Reform der Volksbildung vorgesehen sei. Die Ergebnisse des neuen „einheitlichen Staatsexamens“ werden bei der Aufnahme nur in den jeweils nebensächlichen Fächern anerkannt. Zum Beispiel muss der Abiturient an technischen Fakultäten unbedingt eine Mathematikprüfung ablegen. In Russisch könne er dagegen wahlweise entweder die Zensur aus seinem Schulzeugnis nehmen oder sich einer neuen Prüfung stellen.
Die Reform kann laut Sadownitschi überhaupt nur als eine „korporative Aktion“ Erfolg haben. Sie müsse von Studenten und Professoren akzeptiert werden. Deshalb sind 80 Prozent aller Studienplätze an der Moskauer Universität kostenlos (Landesdurchschnitt 50: 50). In der russischen Verfassung werde den Bürgern ja kostenlose Hochschulbildung auf Wettbewerbsbasis garantiert. Ganz umgehen lässt sich der neue marktwirtschaftliche Trend allerdings nicht. 20 Prozent der Studenten müssen 2500 bis 5000 Euro im Jahr für ihr Studium zahlen. Der russische Großunternehmer Oleg Deripaska bot günstige Kredite, die erst nach Abschluss des Studiums zurückgezahlt werden sollen, für 1000 Studenten an. Es handelt sich aber zunächst um ein Experiment.
Altes Uni-Gebäude konnte gerettet werden
„Ich bin strikt gegen die Einberufung unserer Studenten zum Wehrdienst“, erklärte Sadownitschi weiter. Eine Unterbrechung des Studiums könne ähnlich wie bei einem Pianisten oft fatale Folgen haben. Natürlich müsse der Staat für eine angemessene Verteidigungsfähigkeit des Landes sorgen. Dafür gebe es aber andere Möglichkeiten und Rezepte. Die Abschaffung der bisherigen Freistellung der Studenten vom Wehrdienst würde außerdem ohnehin vorhandene Proteststimmungen nach der jüngsten Abschaffung kostenloser Sozialleistungen für Rentner verstärken. Verteidigungsminister Sergej Iwanow musste sich kürzlich von diesen Plänen distanzieren.
Die Dauer des Studiums soll nach den Worten des Rektors weiterhin auf fünf bis längstens sechs Jahre befristet bleiben. An freien Besuch von Vorlesungen nach dem westlichen Vorbild sei nicht gedacht. An der Moskauer Universität haben die Studenten Betreuer, die sie vom ersten bis zum letzten Tag des Studiums begleiten.
Das zurückliegende Jahr war laut Professor Sadownitschi alles andere als einfach. Im März wurde er in seiner moskaunahen Datscha aus dem Bett getrommelt, setzte sich ans Steuer und fuhr zum Manegebrand. Die Flammen bedrohten das alte, historische Uni-Gebäude mit dem Lomonossow-Denkmal davor am Kreml. In der Bibliothek barsten vor Hitze die Fensterscheiben. Der Dachstuhl der Universitätskirche fing Feuer, das Schlimmste konnte aber verhindert werden.
Lomonossow-Sputnik ist schon im All
Zum 250. Jahrestag machte sich die Lomonossow-Universität ein Geschenk besonderer Art. Sie hat jetzt einen eigenen Forschungssatelliten im All. Er wurde am Donnerstag vom nordrussischen Weltraumbahnhof Plessezk gestartet und heißt Tatjana. Die Kaiserin Jelisaweta hatte die Gründung der Universität am 25. Januar 1755, dem Tag der Heiligen Tatjana angeordnet. (adu/.rufo)
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