St. Petersburg. In den rätselhaften Fall des nach seiner Verhaftung wegen Terrorismusverdachts umgekommenen U-Boot-Offiziers Alexander Pumane kommt Bewegung: Die Staatsanwaltschaft will seine Leiche identifiziert haben. Gleichzeitig wird nach einem hochrangigen Kriminalbeamten gefahndet, der möglicherweise für den Verhörtod verantwortlich ist.
Die Moskauer Staatsanwaltschaft erklärte gestern, dass es anhand von zahnärztlichen Aufzeichnungen gelungen sei, die Leiche Pumanes zu identifizieren. Seine Ex-Frau, die zuvor in dem ihr gezeigten Toten nicht ihren ehemaligen Ehemann erkennen konnte, zeigte sich darüber verwundert: „Ich bin mir nicht sicher, ob die Expertise an der gleichen Leiche vorgenommen wurde, die man mit gezeigt hat“, sagte sie gegenüber dem „Kommersant“.
Widerspruch erregte auch die gestrige Meldung, dass in dem Lada, mit dem Pumane am 18. Spetember eienr Polizeistreife auffiel, noch eine dritte Mine entdeckt worden sei. Ein Mitarbeiter der Moskauer Staatsanwaltschaft sagte gegenüber der „Nowaja Iswestija“, dass seine Kollegen „über derartigen Blödsinn erzürnt“ seien. Das bombengespickte Auto sei schon am ersten Tag von vorne bis hinten durchgecheckt worden.
Angeblich ein Geständnis im Protokoll
Die „Komsomolskaja Prawda“ wiederum veröffentlich heute Auszüge aus den Verhörprotokollen Pumanes. Demnach wurde der Petersburger Ex-U-Bootoffizier zunächst knapp zwei Stunden lang vom Chef des Moskauer Polizeireviers Nr. 83 verhört.
In einem der Papiere steht, so die Zeitung, handschriftlich: „Ich habe einen Terrorakt in Moskau vorbereitet“ – Unterschrift: „Pumane“.
Das nächste Protokoll, begonnen um 4 Uhr nachts, bricht dagegen mitten im Satz ab: „1998 im Mai machte ich in St. Petersburg die Bekanntschaft eines Kaukasiers, vermutlich eines Tschetschenen, namens Alim, de...“
Moskauer Polizisten fahnden nach einem Kollegen
Was ab diesem Moment in dem von Beamten der verschiedensten Dienste geradezu belagerten Polizeirevier geschah, ist noch immer Gegenstand der Ermittlungen. Als verdächtig, dem Verhafteten tödliche Verletzungen beigebracht zu haben, gilt inzwischen Wjatscheslaw Duschenko, bei der Moskauer Polizei Vizechef der 5. operativen Ermittlungseinheit der Abteilung zum Kampf gegen die Organisierte Kriminalität. Nachdem der zunächst als Zeuge geltende Beamte nicht mehr zu den Vernehmungen im Fall Pumane erschien, wurde er zur Fahndung ausgeschrieben. Seit Mittwoch gibt es einen Haftbefehl gegen ihn.
Duschenko soll sich schon früher Dienstvergehen wie das Schlagen von Verhafteten und die Verfälschung von Ermittlungsakten zu Schulde haben kommen lassen, weshalb er strafversetzt wurde. Kollegen von ihm schließen laut „Iswestija“ aber nicht aus, dass er in dieser verworrenen und für die Behörden zutiefst peinlichen Sache zum Sündenbock gemacht werden soll.
(ld/.rufo)
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