André Ballin, Moskau. Nach den Anschlägen auf eine Moskauer Metrostation und zwei russische Passgierflugzeuge kurz zuvor suchen die Behörden fieberhaft nach einer vierten Selbstmordattentäterin. Bei den drei Attacken innerhalb einer Woche kamen 100 Personen ums Leben, über 50 wurden zum Teil lebensgefährlich verletzt. Ein viertes Blutbad will die Polizei mit aller Macht verhindern.
Zu dem Anschlag auf die Metrostation Rischskaja hat sich die Islamistengruppe „Islambuli-Brigade der Al Kaida“ bekannt. Sie wolle mit der Tat die Moslems in Tschetschenien unterstützen, hieß es in dem Schreiben, in dem weitere Anschläge angedroht werden: „Die Schläge in Russland sind erst der Anfang eines blutigen Krieges gegen diejenigen, die den Islam vernichten wollen.“
Ein kleines Grüppchen tschetschenischer Kamikaze-Attentäterinnen hat die Terrorakte ausgeführt. Russlands Verteidigungsminister Sergej Iwanow sprach in dem Zusammenhang von einer Kriegserklärung der Terroristen an Russland.
Bei dem Bombenanschlag an der Metrostation Rischskaja kamen mindestens zehn Personen ums Leben. Unter den Opfern ist auch ein 16jähriger Jugendlicher. Einige der etwa fünfzig Verletzten ringen in Moskauer Kliniken mit dem Tod. Die Ermittler gehen davon aus, dass es sich bei der Terroristin um Rosa Nagajewa, eine Schwester einer der vermeintlichen Flugzeugattentäterinnen handelt.
Die offizielle Version des Tatgeschehens hatte Moskaus Oberbürgermeister Juri Luschkow bereits in der Nacht am Unfallort bekannt gegeben. Demnach hatte die Kamikaze-Terroristin zunächst offenbar geplant, sich in der U-Bahn zu sprengen. Als sie am Eingang zur Metro-Station Rischskaja eine Polizeistreife sah, die Ausweise und Taschen kontrollierte, war sie aber wieder umgekehrt und löste den Sprengsatz vor dem angrenzenden Einkaufszentrum aus.
Die Bombe hatte eine Sprengkraft von etwa zwei Kilogramm TNT. Sie war zudem noch mit Schrauben und Muttern gefüllt, um die Sprengwirkung zu erhöhen. Von der Täterin wurde daher lediglich ein abgetrennter Kopf und ein Bein gefunden. So konnte die Polizei die Leiche bislang nicht einwandfrei identifizieren. Das gleiche gilt auch für die Attentäterinnen, die den Spuren zufolge die beiden Tupolews sprengten.
Für die Flugzeugabstürze in der vergangenen Woche macht der russische Inlandsgeheimdienst FSB die Tschetscheninnen Sazita Dscherbichanowa und Amnat Nagajewa verantwortlich. Zu der Terroristengruppe gehört wohl auch die Tschetschenin Marjam Taburowa, die gemeinsam mit den „Schwarzen Witwen“ aus Dagestan nach Moskau kam.
Nach ihr fahndet die Polizei auf Hochtouren, um einen weiteren Anschlag zu verhindern. Allerdings wusste der FSB auch vor dem Terrorakt an der U-Bahn-Station von der akut drohenden Anschlagsgefahr. Vereiteln konnte er das Blutbad dennoch nicht.
|