Von André Ballin, Moskau. Die russische Antarktisstation „Wostok“ hat ihren Betrieb wieder aufgenommen. Nachdem die 1956 gegründete Forschungsstation im Februar letzten Jahres wegen Brennstoffmangel quasi eingefroren wurde, hat die russische Polarexpedition, ausgerüstet mit Diesel und technischem Gerät, kurz vor Neujahr „Wostok“ wieder zum Laufen gebracht. Die 16 Antarktisforscher waren am 10. November von St. Petersburg zu ihrer langen Reise aufgebrochen.
Auf der Südhalbkugel herrscht Sommer. Deshalb sind die Temperaturen bei -20 Grad Celsius verhältnismäßig mild. (In der Station Wostok wurde die tiefste Temperatur weltweit bei knapp -90 Grad Celsius gemessen.) Die Forscher setzten den Generator in Gang und brachten die drei Hauptgebäude der Station auf Zimmertemperatur. Mit dabei haben die Wissenschaftler Radioempfänger und verschiedene Messgeräte.
In der Antarktis erforschen die Wissenschaftler globale Klimaveränderungen und die seismologische Aktivität, Geologie, Fauna und Flora des Kontinents. Besonders interessant ist für die Forscher der unterirdische See „Wostok“, der sich unweit der Antarktisstation befindet. In seinem Wasser wurden Mikroorganismen gefunden, die sonst längst ausgestorben sind.
Zurzeit betreibt Russland sechs Forschungsstationen in der Nähe des Südpols. 102 Wissenschaftler arbeiten unter den Bedingungen von ständigem Eis und Schnee. Dies ist nicht immer ganz ungefährlich. Vor eineinhalb Jahren schloss Packeis russische Polarforscher auf dem deutschen Forschungsschiff „Magdalena Oldendorff“ ein. In einer dramatischen Rettungsaktion wurden die Wissenschaftler damals geborgen.
Anfang Dezember letzten Jahres rettete dann ein russischer Tank mehrere koreanische Forscher vor dem Erfrieren. Dennoch kam dabei ein Polarforscher in der Kälte um. Die Antarktis ist laut internationalen Abkommen der Wissenschaft vorbehalten. Dennoch nimmt auch die Zahl der Touristen immer mehr zu (2003: 15.000) und bedroht die einzigartige Tier- und Pflanzenwelt des siebten Kontinents.
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