Von Uta Herrmann, Berlin. In Berlin kann man sie schon bewundern – die neue Fassade des Hotels „Moskau“. Der Entwurf des Architekten Schusew aus den 30er Jahren ist in der Ausstellung „Planschrank Moskau – Orte einer Hauptstadt“ in der Galerie des Instituts für Auslandsbeziehungen (ifa) in Berlin- Mitte in der Linienstraße noch bis Anfang Januar 2004 zu sehen.
Mit dieser Berliner „Moskau-Ausstellung“ beginnt die Ausstellungsreihe „Stadtansichten“ der Galerien des Instituts für Auslandsbeziehungen, die Megacities unter verschiedenen inhaltlichen Ansätzen betrachtet. Sie nähert sich den Bereichen Architektur, Städtebau und urbane Kultur aus städtebaulicher, soziologischer, kommunikativer und ästhetischer Perspektive unter Berücksichtigung der jeweiligen Kulturlandschaft.
Die rege besuchte vergleichsweise kleine Ausstellung des in Deutschland Lebenden russischen Architekten Sergei Tschoban gibt einen Einblick in die historische und gegenwärtige Stadtentwicklung und zeigt, wie gesellschaftliche Gegebenheiten und politische Machtverhältnisse auch den Bau einer Stadt beeinflussen.
An fünf signifikanten Plätzen wird beispielhaft dargestellt, welchen gewaltigen Veränderungen die Metropole im Laufe ihrer wechselvollen Geschichte unterworfen war. Sie präsentiert Beispiele der Organisation des öffentlichen Lebens, des Stadtbildes, der Baukunst und Baustile vor allem der letzten einhundert Jahre.
„Mit dem Blick von unten nach oben, aus der menschlichen Perspektive habe ich in verschiedenen Perioden Lebensorte und ihre Entwicklung verfolgt“, erklärt der Architekt und Kurator der Ausstellung sein Konzept. „Ich möchte die Dynamik dieser Metropole, der uralten und gleichzeitig neuen russischen Hauptstadt aufzeigen.“
Pläne, Entwürfe, darunter auch nie verwirklichte, Zeichnungen oder Fotos führen den Besucher auf den Puschkinplatz, an die Krimuferstraße oder ins Hotel „Rossija“ und in die Universität auf den ehemaligen Leninbergen sowie zum Hotel „Moskau“. Gegenstände aus den verschiedenen Epochen, Bronzefiguren u.a. ein Leninkopf und der eines neuen Russen, historische Dokumente, Bücher und Zeitschriften geben dem Besucher die Möglichkeit – sofern sie der russische Sprache mächtig sind - sich ein Bild der vergangenen Zeiten zu machen.
Zum besseren Verständnis trägt auch der reich illustrierte 97-seitige Katalog mit Texten in deutscher und russischer Sprache von Sergei Tchoban, Andrej Gozak und Fotoreportagen von Volker Kreidler, Andrej Jagubski und Alexej Naroditski aus dem Verlagshaus Braun bei.
Parallel zur Ausstellung werden Filme junger russischer Künstler gezeigt, die deutlich machen, wie die Menschen in Moskau leben, wovon sie träumen, wie sie sich einrichten zwischen Zuversicht und Hoffnungslosigkeit, zwischen Erinnerung und ungewisser Zukunft.
Das Institut für Auslandsbeziehungen blickt auf eine über fünfzigjährige Geschichte zurück.1951 wurde es als Nachfolgerin des Deutschen Auslands-Instituts wiedererrichtet.
Das ifa versteht sich als Dienstleister in der Auswärtigen Kulturpolitik und möchte den interkulturellen Dialog fördern. Es geht dem Institut nicht um einseitigen deutschen Kulturexport, keine deutsche „Leit-Kultur“ für das Ausland, sondern um einen lebendigen Austausch von Erfahrungen, Ideen, Visionen.
|