Moskau. Das russische Kulturministerium will Protesten russischer Parlamentarier zum Trotz an der Rückgabe der so genannten „Baldin-Sammlung“ an die Bremer Kunsthalle festhalten. Die 362 wertvollen Zeichnungen und zwei Gemälde seien auf Eigeninitiative des sowjetischen Offiziers Viktor Baldin in die Sowjetunion gelangt, sagte Kulturminister Michail Schwydkoi am Donnerstag vor Journalisten. Daher würden sie nicht unter das russische Beutekunstgesetz fallen, mit dem von der russischen Armee in die Sowjetunion verschleppte Kunstwerke zum Eigentum Russlands erklärt wurden. „Die Baldin-Sammlung ist auch nach russischem Recht illegal in die Sowjetunion gebracht worden“, so Schwydkoi.
Die Einwände des Parlaments in Moskau könnten jedoch den Zeitplan der Rückführung durcheinanderbringen, so Schwydkoi. Bereits am 29. März sollte in Bremen eine Ausstellung mit den Zeichnungen eröffnet werden. Vor einer Rückgabe werde das Ministerium nun jedoch selbst darauf bestehen, dass alle zuständigen Behörden die Rechtmäßigkeit der Rückgabe bestätigen.
Da entsprechende Untersuchungen der Staatsanwaltschaft mehrere Monate dauern können, sei der rechtzeitige Transport der Sammlung nicht mehr garantiert. Eine Absage der Ausstellung wäre ihm gerade im unlängst angelaufenen Jahr der russischen Kultur in Deutschland persönlich sehr unangenehm, sagte der Kulturminister.
Die russische Staatsduma hatte sich am Mittwoch mit der Bitte an Präsident Putin gewandt, eine Rückgabe der Sammlung zu verhindern. Mit ihrer Erklärung wolle die Duma die russische Öffentlichkeit „in die Irre führen“, sagte Schwydkoi. Auch der vom zuständigen Ausschussvorsitzenden Nikolai Gubenko auf 1,5 Milliarden Dollar geschätzte Wert der Sammlung sei stark übertrieben, erklärte der Minister.
Bei einem Besuch in Berlin hatte Schwydkoi im Februar die Rückgabe der „Baldin“-Sammlung vereinbart, die nach dem Kriegsende von dem sowjetischen Offizier Viktor Baldin nach Russland gebracht worden war. Zu der Sammlung gehören unter anderem Zeichnungen von Albrecht Dürer, Vincent van Gogh, Lucas Cranach und Caspar David Friedrich.
(epd/kp).
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