Biergarten (deutschtümelnd mit russischer Küche)
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petersburg.aktuell.RU-Rating |
Atmosphäre: angenehm
Küche: gut
Service: geht so
Preise: solide
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Nachdem die 6./7. Linie zur Fussgängerzone umgestaltet wurde, entwickelt sie sich immer mehr zur eleganten Flaniermeile mit Cafes, einem Elite-Wohnkomplex und teilweise recht teuren Geschäften. Zum neuen Erscheinungsbild das einstigen Arme-Leute-Quartiers trägt das edel-rustikale Restaurant Biergarten bei. Im Sommer kann man hier tatsächlich draußen an soliden Eichentischen Platz nehmen.
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Adresse |
W.O, 6. Linie 15
nächste Metro: Wassiliostrowskaja
Tel: 329 08 95
Kreditkarten: ja
Spezielles: 24 Stunden geöffnet, Nichtraucherecke, Kinderkarte
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Zu anderen Jahreszeiten zieht man sich gerne in die Innenräumen zurück, vorbei am in gotischen Lettern gehaltenen Mahnspruch Was Du heute kannst besorgen, verschiebe nicht auf morgen (wie wahr, wie wahr ...), und nimmt auf den soliden schweren Holzstühlen an ebensolchen Tischen Platz.
Überhaupt fällt auf, dass an der Innenausrüstung nicht gespart wurde: In die Decke sind massive Eichenbalken eingelassen, das ganze Restaurant ist dekoriert mit deutschen Sinnsprüchen mit nur wenigen orthographischen Fehlern und allerlei bäuerlichen Alltagsgeräten. Eben so, wie man sich heute eine ländliche deutsche Stube im 19. Jahrhundert vorstellt.
Auf Wunsch bekommt man tatsächlich eine deutsche Karte, wobei die Gerichte am Rand für das Personal diskret auf russisch angeschrieben sind, um Missverständnisse zu vermeiden. Nachdem wir einige Zeit darüber gerätselt haben, was für ein Gericht mit Eisbahn gemeint ist, löst sich das Rätsel unter Gekicher bei einem Blick auf die Ingredenzien: Es ist ein Eisbein.
Mit dem Gastwirte-Deutsch hört der germanische Einschlag aber schon auf: Vorrangig ist russische Küche angesagt. Und diese lässt sich durchaus sehen. Die kalten Vorspeisen (zum Beispiel Zunge an einer guten Meerrettichsauce) waren klaglos gut, ebenso die Hauptgerichte: eine reichliche Portion Rentierfleisch mit Pilzen an einer leckeren Rahmsauce, sowie Entenbrust, comme il faut nicht durchgebraten, sowie ein sehr zartes Schaschlick, was man so nur selten bekommt. Aber gerade dieses Schaschlik war leider auch ein Ärgernis: Halb kalt wurde es serviert. Wie schade.
Der Service ist leider ein deutlicher Schwachpunkt im Biergarten, der aber so leicht behoben werden könnte: Ein paar Stunden interne Schulung und den Mädchen würde es nicht mehr einfallen, die Bierflaschen einfach plump auf den Tisch zu stellen, ohne einzuschenken. Oder ein Kardinalfehler, die sich Restaurants dieser Preisklasse einfach nicht erlauben dürfen die Hauptgerichte schon zu servieren, während wir noch an den Vorspeisen kauen. Man kann die Portionen ja schnell in die Mikrowelle stellen der Gast sieht es ja nicht.
(uwo 10/04)
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