 Moskau. Die kurze Atempause im Kampf gegen die Pleite ist für Yukos vorbei. Das Justizministerium widerrief die teilweise Freigabe der Yukos-Konten. Damit kann der Ölkonzern keine Ausgaben für sein laufendes Geschäft tätigen. Der Betrieb ist wieder in höchster Gefahr – folgerichtig fallen die Aktien in den Keller. Der Verdacht der Kursmanipulation wird immer größer.
Zwei Meldungen hatten für zwischenzeitlichen Optimismus gesorgt. Erstens hatten Justizbeamte mitgeteilt, dass die Konten des Ölgiganten freigegeben würden, damit der laufende Betrieb aufrecht erhalten werden könne. Zweitens war bekannt geworden, dass Yukos möglicherweise sein Tochterunternehmen „Rospan“ an den Branchenkonkurrenten TNK-BP verkaufen könne. Dies würde knapp 300 Mio. Euro in die leeren Kassen spülen.
Zumindest die freigegebenen Konten erwiesen sich als Ente. Nach nur einem Tag nahmen die Gerichtsvollzieher ihre Aussage zurück und bestehen nun weiterhin darauf, dass alle Zahlungen, die auf die gesperrten Konten eingehen, für die Schuldenrückzahlung verwendet werden. Damit wird der tägliche Betrieb des Unternehmens praktisch lahm gelegt.
Die Ölreserven des Konzerns werden auf knapp 36 Mrd. Euro geschätzt. Dennoch bedeuten die 2,8 Mrd. Euro-Forderungen des Finanzministeriums akute Bankrottgefahr, da die freien Mittel des Konzerns zu niedrig sind, um die Steuernachzahlungen auf einen Schlag zu leisten. Demzufolge leitete das Ministerium Zwangsmaßnahmen zur Vollstreckung ein.
Yuganskneftegas-Verkauf weiter voran getrieben
Darunter fällt in erster Linie der Verkauf des strategisch wichtigen Tochterunternehmens Yuganskneftegas. Der Förderbetrieb sitzt auf Ölreserven im Wert von 24,5 Mrd. Euro. „Der Verkauf von Yuganskneftegas, der als eine der Zwangsmaßnahmen angekündigt wurde, würde die Einnahmen der Gesellschaft substanziell senken. Selbst wenn die aktuelle Liquiditätskrise überwunden werde, könnte der Konzern durch den bevorstehenden Verkauf seiner hauptsächlichen Produktionsanlage gezwungen sein, Bankrott anzumelden und wäre nicht mehr in der Lage seinen Exportverpflichtungen nachzukommen“, warnte das Unternehmen in einer Presseerklärung.
Yukos würde sich viel lieber von seinen Anteilen an dem relativ kleinen Förderunternehmen „Rospan“ treffen. Allerdings bringt der Verkauf gerade einmal knapp 300 Mio. Euro und muss erst noch von den Behörden abgesegnet werden, denn eigentlich sind alle Aktiva des Konzerns eingefroren. Und so wie es aussieht, will die politische Führung den dicken Fisch nicht mehr vom Haken lassen. Eine Aufteilung des Yukos-Erbes an ausgesuchte Klienten ist hochwahrscheinlich.
Spekulanten machen Gewinne
Die Atempausen für den Konzern könnten da eher andere Motive haben. Die positiven oder negativen Meldungen führen an der Börse zu heftigen Kursausschlägen. Es drängt sich der Verdacht auf, dass bewusst widersprüchliche Nachrichten in Umlauf gebracht werden, um den Kurs zu beeinflussen. Mit entsprechendem Insiderwissen lassen sich so Millionen verdienen. Geld, das man bei einer späteren Versteigerung des Yukos-Unternehmens gut gebrauchen kann.
(ab/.rufo)
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