St. Petersburg. Der Kongresspalast in Strelna war das Prestigeobjekt Nr. 1 zum 300. Jubiläum von St. Petersburg. Hier empfing Präsident Wladimir Putin Ende Mai 2003 voller Pomp seine illustren Gipfelgäste; die Bilder davon gingen um die Welt. Nun bahnt sich ein handfester Skandal an – Baufirmen fordern ca. 30 Millionen Dollar ein, die ihnen die Präsidentenverwaltung bisher schuldig blieb.
Der Konstantin-Palast vor den Toren Petersburgs lag lange als Halbruine da, bevor auf Initiative des russischen Präsidenten mit seiner Rekonstruktion begonnen wurde. In nur anderthalb Jahren verwandelte er sich in einen superschicken Kongresspalast nebst Präsidenten-Residenz.
Nach Informationen der Tageszeitung „Kommersant“ hat einer der damaligen Auftragnehmer, eine Baufirma des Militärs, nun Klage eingereicht, weil die geleisteten Arbeiten immer noch nicht bezahlt sind und die Firma nun ihrerseits Probleme mit ihren Kreditgebern bekommt.
Am Konstantin-Palast waren viele verschiedene Organisationen beschäftigt. Als Auftraggeber trat die Präsidentenverwaltung auf. Als Bauherr fungierte die „Direktion für Bau und Rekonstruktion von Objekten in der Nordwest-Region“. Die zog wiederum eine dem Verteidigungsministerium unterstellte Firma heran, die einen großen Teil der Arbeiten in Strelna auf sich nahm.
Die Militärs bauten u.a. 14 der 20 Gästehäuser im Park vor dem Palast, richteten das Fünfsterne-Hotel „Baltijskaja swesda“ ein und restaurierten das Gebäude der ehemaligen Pferdeställe. Insgesamt verbauten sie 2,5 Milliarden Rubel (ca: 71,5 Millionen Euro). Dafür nahmen sie einen Kredit über 50 Millionen Rubel, den die Petersburger Inkasbank im Juni zurückhaben will. Gegen die Baufirma liegen ebenfalls bereits Klagen von Seiten weiterer Firmen vor, an die ein Teil der Arbeiten weiterdelegiert worden war.
Die drohende Insolvenz ist es wohl, die das Unternehmen zu solch einem skandalträchtigen Schritt veranlasst, wie es eine Klage gegen die Präsidentenverwaltung zu werden droht. Eine informierte Quelle berichtete dem „Kommersant“, das Geld würde vom Wohltätigkeitsfonds zurückgehalten, der eigens für die Restaurierung des Konstantin-Palastes eingerichtet worden war und die Investitionen aus privater Hand zusammengetragen hatte.
Im Wohltätigkeitsfonds verneint man die Tatsache nicht, dass ca. 30 Millionen Dollar noch nicht ausgezahlt wurden. Sein Vorsitzender Gennadi Jawnik gab sich jedoch beleidigt, dass die Militärs mit Forderungen kommen: „Alle Bauleute, die am Projekt zur Errichtung des Kongresspalastes beteiligt waren, wussten, dass es Schulden geben wird.“
Zurzeit ist er damit beschäftigt, die Mäzene abzuklappern, um die letzten ausstehenden Mittel zusammenzukratzen. Da der Ruf der Präsidentenverwaltung und damit von Putin selbst auf dem Spiel steht, ist damit zu rechnen, dass die Frage so schnell wie möglich aus der Welt geschafft wird.
(sb/.rufo)
|