Von André Ballin, Moskau. Michail Fradkow will die Einfuhrzölle auf importierte Neufahrzeuge von derzeit 35 auf 20 Prozent senken. Dieses Versprechen gab Russlands Premier dem EU-Kommissionspräsidenten Romano Prodi bei dessen Moskau-Visite. Die Zollsenkung ist eine der EU-Forderungen für die Aufnahme Russlands in die WTO. Im vergangenen Jahr hatte die russische Regierung noch die Zölle für Gebrauchtwagen auf Druck der Autoindustrie angehoben.
Die russische Autolobby machte schon einmal mobil gegen die geplante Zollsenkung. Alexander Kowrigin, stellvertretender Generaldirektor der Autobauervereinigung „ASM-Holding“ sagte einen deutlichen Rückgang ausländischer Investitionen in die russische Autoindustrie voraus, da es bei 20 Prozent Zoll bequemer sei, die Fahrzeuge einzuführen als selbst in Russland zu montieren.
Allerdings kam aus dem Industrie- und Energieministerium schon ein Vorschlag, der diesem Übel abhelfen soll. Der Zoll auf ausländische Auto-Ersatzteile, die für die Montage in Russland benötigt werden, soll von derzeit 30 auf drei Prozent fallen. Einer der Begünstigten davon wäre der deutsche Nutzfahrzeughersteller Sommer, der in Nowgorod jährlich 500 Lkw-Anhänger für den russischen Markt montiert.
Martina Sedyki, Moskauer Verkaufsleiterin von Sommer, beurteilt die Zollsenkung als sehr positiv, da die meisten Ersatzteile aus Deutschland stammen. Gegenüber russland-aktuell sprach sie von einem möglichen Ausbau des Sommer-Engagements in Russland.
Die russische Autolobby setzte im vergangenen Jahr eine protektionistische Zollerhöhung für ausländische Gebrauchtwagen durch. Diese sind der schärfste Konkurrent für die einheimische Fahrzeugindustrie, da sie trotz ihres Alters oft zuverlässiger sind als die russischen Produkte. Nach der Zollerhöhung verteuerten sich Importautos im Schnitt um 1.100 USD. Dies nutzten die russischen Fahrzeugbauer, um die Preise für Lada, Wolga und Co ebenfalls anzuheben.
|