St. Petersburg. Gouverneurin Valentina Matwijenko kehrte am Wochenende von ihrer viertägigen Reise nach Mittelasien zurück. Wenn es sich in Kasachstan und Kirgisien vor allem um eine Werbetour für die Petersburger Wirtschaft handelte, geriet das Stadtoberhaupt von St. Petersburg in Turkmenistan in den Geburtstags-Pomp rund um Präsident Nijasow.
Die Mittelasien-Reise war Matwijenkos zweite Auslandsvisite in ihrer Eigenschaft als Gouverneurin von St. Petersburg. Wenn es kürzlich in Finnland vor allem darum gegangen war, ausländische Investitionen nach Petersburg zu holen, so sollte die Politik diesmal die wirtschaftliche Expansion von Petersburger Produkten auf den mittelasiatischen Markt vorbereiten.
Nach Angaben der Tageszeitung „Kommersant“ ist Matwijenko der Meinung, es wäre „unzulässig, den Verlust des Marktes in den Ländern der GUS zuzulassen, wo die Russen vom Iran, der Türkei und den USA angelöst werden; deshalb braucht das Business ein politisches Signal.“ Da sie sich vor der Abreise auch den diesbezüglichen persönlichen Segen von Präsident Wladimir Putin eingeholt hatte, schätzt sie ihre Reise in den Süden als Staatsbesuch ein.
Für die Petersburger Geschäftswelt sprang dann tatsächlich nicht wenig dabei heraus. Die Handelskammern von Kasachstan und St. Petersburg unterschrieben z.B. ein Übereinkommen, in dessen Folge die Industrie der Nördlichen Hauptstadt Aufträge in Höhe von fünf Milliarden Rubel (ca. 137 Millionen Euro) einfahren kann. Die Kirow-Werke wollen Traktoren liefern, in Kirgisien soll eine Montage-Außenstelle entstehen. Die Firma „Silowyje maschiny“ kümmert sich u.a. um die Modernisierung des Wasserkraftwerks von Ust-Kamenogorsk.
In Aschchabad, der letzten Station der Visite, war es dann allerdings vorbei mit der streng geschäftlichen Atmosphäre der Reise. Just am 19. Februar kamen die Gäste aus dem hohen Norden nach Turkmenistan und gerieten somit in die Geburtstagsfeiern von „Turkmenbaschi“ Saparmurat Nijasow. Zufall oder nicht – zeitgleich fand auch der „Tag der Nationalflagge“ statt. Es herrschte also Feststimmung. Matwijenko wohnte der Huldigung des mittelasiatischen Diktators bei und ignorierte zugleich einen Brief von Menschenrechtlern, in dem sie über Verstöße gegen die Rechte der russischen Minderheit in Turkmenistan informiert worden war.
Kaum zurück in Petersburg, ging sie allerdings an das Grab von Anatoli Sobtschak, um dort Blumen niederzulegen. Der Todestag des ersten Petersburger Bürgermeisters liegt genau vier Jahre zurück. Vielleicht war es nur die „offizielle Ehrerbietung für das verstorbene Haupt der Stadt“, wie aus der Pressestelle des Smolny verlautete. Vielleicht wollte Matwijenko sich nach der mächtigen Totalitarismus-Schau in Aschchabad auch einfach nur der demokratischen Grundüberzeugungen versichern, für die Sobtschak schon zu Lebzeiten ein Symbol gewesen ist.
(sb/.rufo)
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