Moskau. Bei den russischen Spediteuren und Brummi-Fahrern löste die Nachricht helle Freude aus. Sie hatten sich seit langem beschwert, dass bei Fahrten durch Europa alle naselang kassiert werde – jedes Mal nach einem anderen System und anderen Preislisten. Wenn schon, dann müsste es in Europa ein einheitliches Maut-System geben, hieß es. Nur ein Russe ist betrübt, weil es so bald keine deutsche Maut geben wird.
Vizepremier Wladimir Jakowlew wollte Zahlstellen an russischen Strassen einrichten lassen - und berief sich dabei auf das deutsche Beispiel.
Jakowlews Hauptargument war natürlich der Nachholbedarf im russischen Straßenbau: Nach Meinung des Vizepremiers müsste das 900.000 km lange russische Straßennetz noch um weitere 1,5 Millionen Kilometer erweitert werden.
12 Millionen Russen in 32 Ortschaften leben bislang noch ein Leben ganz ohne Straßenanschluss und Schlaglöcher.
In der Umgebung von Moskau sind 10 Maut-Schnelltraßen geplant, auf den Datschen- und Villenbesitzer die permanenten Staus auf dem Weg ins Zentrum umfahren können.
Allerdings mag kaum jemand glauben, dass die Gelder, die hier kassiert werden, den sibirischen Dörfern zu Gute kommen (ob diese das nun wollen oder nicht).
Verkehrsexperten meinen, dass der Schaden für die russische Wirtschaft, den ein Mautsystem anrichten würde, wesentlich größer ist, als der zweifelhafte Nutzen, den es bringt.
Das Scheitern von "Toll Collect" in Deutschland hilft auch den russischen Maut-Gegnern.
Ganz abgesehen von der Schadenfreude: Dass in Deutschland nun auch nicht immer alles klappt, hellt das Deutschlandbild in Russland doch erheblich auf - nicht nur bei Brummi-Fahrern. (gim/.rufo) |