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Wirtschaft & Geld     

07-11-2003 Wirtschaft & Geld

Keine russische Unternehmer-Demo für Yukos

Ölförderanlage in Sibirien (Foto: rufo)Moskau. Sehr gemischte Gefühle haben mittelständische russische Unternehmer nach der Chodorkowski-Verhaftung. „Freuen können wir uns nicht darüber, denn wir kennen die, die diese Verhaftungs-Show veranstaltet haben“, so ein Insider aus der „Assoziazion-Öl“ (Asso-Neft), einem Verband von etwa 150 mittelständischen unabhängigen Ölproduzenten. „Wir können aber auch kein rechtes Mitgefühl mit Chodorkowski haben, denn wir wissen, wie gnadenlos Yukos mit uns umgesprungen ist. Er ist jetzt ein Opfer der Maschinerie, die er selbst geölt hat.“

In der Asso-Neft sind die zusammengeschlossen, die bei der grossen Privatisierung der Staatlichen Ölfelder und Raffinerien zugunsten kreml-naher Oligarchen in den 90iger Jahren leer ausgingen. Trotzdem konnten die Asso-Neft-Mitglieder im Jahre 2002 immerhin 25,4 Mio Tonnen Öl fördern. 10 Mio Tonnen davon wurden exportiert. 15 Mio mussten auf dem Binnenmarkt verkauft werden, wo Yukos und die anderen russischen Ölgiganten Niedrigstpreise diktierten.

Asso-Neft klagt, dass ihre Mitglieder gezwungen seien, den Barrel Öl im Schnitt für 5 Dollar zu verkaufen. Yukos erzielt allerdings einen Netto-Binnenmarktspreis (unter Abzug aller eigenen Kosten) von 25 Dollar pro Barrel. Zwischen den mittelständischen Ölförderen und dem Markt liegt eine Kette von Briefkastenfirmen und Offshore-Kontoren.

Ermöglicht werden diese Praktiken nach Überzeugung von Asso-Neft-Insidern durch das Monopol der Oligarchen an den vom Staat übernommenen Raffineriekapazitäten – und durch illegale Kartellabsprachen seit dem Jahre 2000, nachdem die Verteilung des Ölkuchens unter den Grossen abgeschlossen war.

Beschwerden wurden im Schiedsgericht des Russischen Unternehmerverbandes abgeschmettert. Schiedsgerichts-Vorsitzender war Michail Chodorkowski.

Während die Asso-Neft-Mitglieder vorschriftsgemäss nicht mehr als etwa 40 Prozent ihres Öls exportieren, bringen die Ölkartellisten unter Umgehung der Bestimmungen bis zu 75 Prozent auf den noch lukrativeren Weltmarkt. Wenn es allerdings ans Steuern zahlen geht, sehen die Zahlen anders aus. Asso-Neft-Mitglieder zahlen nach eigenen Angaben redliche 24 % vom Gewinn, Ölgiganten wie Sibneft nach eigenen Angaben 5 %.

Ermöglicht wurde dies, weil es den Öl-Oligarchen gelang, Staatsfunktionen und Beamte zu privatisieren. Nicht nur Duma-Abgeordnete wurden gekauft, sondern auch Spitzenbeamte. Das Schlimme ist, dass die von Yukos mitgeschmierte Maschinerie sich jetzt auch gegen andere wenden kann, sagen Asso-Neft-Insider. Das Gute, dass in diesem Winter die Binnenmarktspreise für Öl bisher saison-unüblich hoch sind.

(gim/rufo)

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