Moskau. Das Jahrhundertprojekt einer neuen Gaspipeline vom russischen Jamal durch Weißrussland nach Europa steht auf der Kippe, weil Weißrussland mit Gasprom dasselbe machen will, wie mit allen anderen Transitpassagieren: kräftig abkassieren. Zu kräftig nach Meinung von Gasprom. So soll der russische Gasmonopolist für einen Minderheitsanteil am Pipelinebetreiber, dem Joint-Venture „Beltransgas“ fast 2,5 Milliarden Dollar bezahlen. Außerdem will Minsk noch Teile des transportierten Erdgases für seinen eigenen Energiehaushalt abzapfen. Inakzeptable Forderungen für Gasprom.
Für den Energieriesen sei es ausgeschlossen, Minderheitsaktionär an der Tochtergesellschaft „Beltransgas“ zu sein, berichten Moskauer Tageszeitungen. Zu hoch seien die Befürchtungen, das investierte Geld nicht wieder zu sehen. Also fordere Gasprom mindestens 50 Prozent der Anteile. Aber nicht zu dem von Weißrussland vorgeschlagenen Preis.
Minsk schätzt den Wert des Unternehmens am Markt auf fünf Milliarden Dollar. Gasprom soll für seinen Anteil (49%) den Marktpreis bezahlen. Doch Gasprom ist nur bereit, den Nennwert pro Aktie zu zahlen. Deshalb schätzt das Unternehmen den Wert von „Beltransgas“ auch deutlich geringer mit nur 600 Millionen Dollar ein.
Prinzipielle Übereinstimmung gibt es hingegen bei dem Punkt, dass auch Weißrussland Gas von der Transitleitung beziehen soll. Doch der Umfang der Entnahme ist unter den Verhandlungspartnern umstritten. Minsk will in diesem Jahr schon 18,5 Milliarden Kubikmeter Gas haben und den Anteil bis 2010 jährlich auf 33 Mrd. Kubikmeter steigern. Die Lieferungen sollen zu dem sehr niedrigen Preis von etwa 40 Dollar pro 1.000 Kubikmeter erfolgen.
Gasprom will dieses Jahr jedoch nur 10,2 Mrd. Kubikmeter Gas an Weißrussland liefern. Und auch die Steigerungen sind für den russischen Gasgiganten inakzeptabel. Zu groß ist der Kapazitätsverlust der Pipeline ins lukrativere Westeuropa. Die Verhandlungen stehen deshalb kurz vor dem Abbruch. Aber vielleicht springt der russische Ölkonzern TNK für Gasprom in die Bresche.
Die russische Tageszeitung Kommersant berichtet jedenfalls darüber, dass TNK Probelieferungen an Weißrussland in dem Fall abgeben will, dass Gasprom aussteigt. Preis: 37$ pro 1.000 Kubikmeter. Allerdings kann TNK noch nicht einmal die Hälfte dessen liefern, was Gasprom in 2004 bietet.
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