St. Petersburg. Musik-CDs und Videokasetten sind jetzt Wodka, Juwelen, Medikamenten und Jagdwaffen gleichgestellt. All diese Waren, bei denen illegaler Handel und Produktfälschungen weit verbreitet sind, dürfen in Russland nicht mehr in Kiosken, sondern nur in ordentlichen Geschäften gehandelt werden.
Ein entsprechender Erlass wurde gestern von Regierung-Chef Michail Kassjanow unterzeichnet. Der Verkauf von Audio- und Video-Produkten ist demnach nur noch in „stationären“ Verkaufsstellen erlaubt. Diese definieren sich in der Regel dadurch, dass sie einen geschlossenen Verkaufsraum haben, den der Kunde betreten kann. Der verbreitete Kleinhandel in Zelten, Kiosken, aus Wandschränken in Unterführungen oder auf Tapetentischen erfüllt diese Voraussetzung nicht.
Die Regierung hofft mit dieser Maßnahme, den Umsatz an Raubkopien einschränken zu können, weil so der Handel besser zu kontrollieren ist. Auch für die Kunden wächst die Chance, qualitativ minderwertige Ware reklamieren und umtauschen zu können. Bei einem fliegenden Händler ist dies schwerlich möglich. Logisch ist allerdings auch eine weitere Folge: Die höheren Kosten des stationären Handels werden auf die Preise durchschlagen – auch in den schon vorhandenen Geschäften, denn die verlieren jetzt die Billigkonkurrenz auf der Straße.
Branchenkenner gehen aber davon aus, dass Musik- und Video-Buden sich jetzt mit einigen schnell montierten Zusatzwänden oder begehbaren Mini-Kiosken die gesetzlich vorgeschriebenen Verkaufsräume schaffen, ohne dass dies den Straßenhandel wesentlich einschränken wird. Auch das Kopieren übers Interenet dürfte zunehmen.
Gleichzeitig wurden die Hersteller verpflichtet, auf ihren Produkten genaue Angaben über den Inhaber der Urheberrechte und die technischen Eigenschaften des Ton- oder Bildträgers zu machen. Gut gefälschte Ware trug dergleichen Vermerke allerdings auch jetzt schon ...
Nach Angaben des russischen Patentamtes hatte der russische Markt für Video - und Tonraubkopien im letzten Jahr ein Volumen von 311 Millionen Dollar, während legale Produktion nur für 257 Millionen umgesetzt wurde. Die Piratenproduktion wies einen jährlichen Zuwachs von 25 Prozent auf. Ähnlich wie beim Wodka, wo ein Großteil des an der Steuer vorbeiproduzierten Stoffes aus offiziell lizenzierten Fabriken stammt, betreiben auch die russischen CD-Brenner und Video-Kopierer ihr Geschäft teils legal, teils illegal. Laut gazeta.ru produzieren zwei Drittel aller Betriebe auch Raubkopien.
(ld/.rufo)
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